Lebensmittelampel fördert Entscheidung für gesunde Lebensmittel

Beispiel einer Ampelkennzeichnung. © Igor523. CC BY-SA 3.0.

Beispiel einer Ampelkennzeichnung. © Igor523. CC BY-SA 3.0.

Es ist nach wie vor umstritten, ob die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln mit Ampelsymbolen gekennzeichnet werden sollen. Forscher kommen nun zu dem Ergebnis, dass die Ampelauszeichnung Verbrauchern besser dabei hilft, ungesunde Lebensmittel zu meiden, als eine reine Auflistung der Inhaltsstoffe. Für ihre Studie haben die Wissenschaftler Versuchspersonen im Hirnscanner bei ihren Kaufentscheidungen beobachtet.

Rot, gelb, grün: Leicht verständlich soll die Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln signalisieren, wie gesund der Verzehr eines Lebensmittels ist. „Rot“ symbolisiert dabei etwa einen hohen Prozentsatz an Fett, Zucker oder Salz, „Grün“ dagegen einen geringen. Gelb nimmt wie an der Verkehrsampel einen Mittelwert ein. „Bislang ist noch kaum wissenschaftlich untersucht, welche Wirkung diese Ampelsignale auf die Bewertungsprozesse bei Kaufentscheidungen im Gehirn von Konsumenten haben“, sagt Bernd Weber vom Center for Economics and Neuroscience (CENs) der Universität Bonn. Hilft die „Ampel“ Verbrauchern dabei, sich beim Einkauf für eine gesündere Ernährungsweise zu entscheiden? Dieser Frage gingen Wissenschaftler des CENs in einer aktuellen Studie nach.

100 verschiedene Produkte getest

Insgesamt nahmen 35 erwachsene Testpersonen, davon 19 Frauen, an der Untersuchung am Life&Brain Center in Bonn teil. Im Hirnscanner wurden die Nährstoffangaben zu 100 Produkten eingeblendet. Dabei reichte die Palette der Produkte von Schokolade über Joghurt bis hin zu Fertiggerichten. Die Versuchsteilnehmer bekamen die Produktinformationen entweder über herkömmliche Nährwertkennzeichnungen mit Gramm- und Prozentzahlen pro Portion, oder über die Ampelkennzeichnung zu sehen. Anschließend mussten sie angeben, wie viel sie für das jeweilige Produkt zu zahlen bereit waren.

Die Teilnehmer boten deutlich mehr Geld für das gleiche Produkt, wenn die Ampelauszeichnung „grün“ war, als wenn die Nährstoffe nur aufgelistet waren. Sprang die Ampel dagegen auf „Rot“, sank ihre Kaufbereitschaft stärker als bei den herkömmlichen Angaben. „Die Ampelauszeichnung wirkt also wie ein Verstärker: Die Gesundheitsrelevanz der Inhaltsstoffe wird stärker bei der Kaufentscheidung berücksichtigt als bei reinen Auflistungen“, sagt Laura Enax vom CENs.

Zwei Gehirnregionen wirken bei der Entscheidungsfindung auf das Belohnungssystem ein

Während die Probanden sich entscheiden sollten, welchen Preis sie für das jeweilige Produkt zu zahlen bereit waren, registrierten die Wissenschaftler mit Hilfe funktioneller Magnetresonanztomographie die Aktivität verschiedener Hirnregionen. Eine rote Ampelauszeichnung aktiviert den dorsolateralen präfrontal Cortex, dem Funktionen bei der Selbstkontrolle zugeschrieben werden. Während eine grüne Kennzeichnung den posterioren cingulären Cortex aktiviert. Diese beiden Aktivitäten beeinflussten jeweils den ventromedialen präfrontalen Cortex, der die Kaufbereitschaft über das Belohnungssystem anspricht und dafür sorgt, dass die Probanden den Preis, den sie für ein Nahrungsmittel bezahlen wollten, von seinen Nährwerten abhängig machten.

„Die Ampelauszeichnung scheint die Untersuchungsteilnehmer dazu zu befähigen, ungesunden Lebensmitteln besser zu widerstehen im Vergleich zu den herkömmlichen Angaben über Gramm- und Prozentwerte der jeweiligen Inhaltsstoffe. Wahrscheinlich sorgt sie dafür, implizit stärker die Gesundheitsaspekte in seiner Entscheidung zu berücksichtigen“, fasst Weber das Ergebnis zusammen. Die Wissenschaftler wollen nun noch genauer untersuchen, wie verschiedene Arten von Lebensmittelauszeichnungen die Verbraucher bei ihren Entscheidungen unterstützen könnten.

Rheinische Friedrich-Wilhemls-Universität Bonn, 09.03.2015

 

Originalpublikation:

Nutrition labels influence value computation of food products in the ventromedial prefrontal cortex, „Obesity“, DOI: 10.1002/oby.21027

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