Nicht-allergene Pollenbestandteile können Allergien verstärken

Blütenstände von Ambrosia artemisiifolia. ©   Stefan.lefnaer. CC BY-SA 4.0.

Blütenstände des Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia). © Stefan.lefnaer. CC BY-SA 4.0.

Wissenschaftler haben einen neuen Mechanismus entdeckt, über den nicht-allergene Polleninhaltsstoffe Allergien verstärken können. Dabei spielen vor allem die B-Zellen des Immunsystems eine entscheidende Rolle. Die Ergebnisse könnten neue Therapieansätze ermöglichen.

Das Team um Carsten Schmidt-Weber und Jan Gutermuth am Helmholtz Zentrum München und der TU München untersuchte die Wirkung von Pollenextrakt des hoch allergenen Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia) auf B-Zellen. Diese produzieren das Immunglobulin E (IgE), dem eine Schlüsselrolle bei allergischen Reaktionen und deren Diagnose zukommt. Wie die Forscher zeigen konnten verstärkt der gesamte Pollenextrakt sowohl bei in Zellkultur gehaltenen menschlichen B-Zellen als auch im lebenden Organismus die Ausschüttung der IgE Antikörper.

Blätter von Ambrosia artemisiifolia. © Dalgial. CC BY-SA 3.0.

Blätter des Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia). © Dalgial. CC BY-SA 3.0.

Durch Ausschlussverfahren testeten die Wissenschaftler, welche der in dem Pollenextrakt vorhandenen Komponenten die Reaktion auslösen. Dazu setzten sie B-Zellen entweder dem Allergen Amb a 1, dem Pollen-assoziierten Stoff E1-Phytoprostan (PPE1), einem sogenannter Pollen-assoziierter Lipid-Mediator, der Einfluss auf das Immunsystem nehmen kann, dem Gesamtextrakt oder einer Protein- und damit Allergen-freien Fraktion des Extraktes aus. Zur Überraschung der Forscher verstärkten alle Stoffe eine entsprechende Immunreaktion der B-Zellen. Die einzige Ausnahme bildete dabei das Allergen Amb a 1 selbst. Die Forscher gehen daher davon aus, dass die verstärkte Ausschüttung von IgE durch die B-Zellen nicht vom eigentlichen Hauptallergen Amb a 1 verursacht wird, sondern viel mehr durch Kleinst-Stoffe wie PPE1 zustande kommt.

Bisher war man davon ausgegangen, dass eine allergiefördernde Wirkung von nicht-allergenen Pflanzeninhaltsstoffen hauptsächlich auf die Aktivität von Dendritischen Zellen zurückzuführen ist. Der neu entdeckte Mechanismus, bei dem B-Zellen die Schlüsselrolle spielen ergänzt das bisherige Wissen und eröffnet neue Ansatzpunkte für die Entwicklung von Therapien gegen allergische Erkrankungen.

Wiesen-Lieschgras ((Phleum pratense L.)). © Blokenearexeter. CC0 1.0.

Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense L.). © Blokenearexeter, CC0 1.0.

Mechanismus nicht nur auf Ambrosia beschränkt

Um die Relevanz ihrer Ergebnisse zu überprüfen, testeten die Wissenschaftler darüber hinaus noch weitere Pflanzenextrakte aus Birken, Kiefern und Wiesen-Lieschgras. So konnten sie zeigen, dass der Effekt nicht nur bei der für die Experimente in Gewächshäusern kultivierten Ambrosia auftritt, sondern auch bei Bäumen und Gräsern aus der freien Natur.

Helmholtz Zentrum München, 13. August 2015

 

Originalpublikation:

Oeder, S. et al. (2015). Pollen derived non-allergenic substances enhance Th2-induced IgE production in B-cells. Allergy, DOI: 10.1111/all.12707

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