Zebrafinken: Wahlpartner geben die besseren Teams ab

Liebespaar beim Schnäbeln: Wenn Zebrafinken ihren Partner selbst wählen, legen sie zwar nicht mehr Eier als Vögel in erzwungenen Partnerschaften. Ihre Eier sind dann aber öfters befruchtet. © MPI f. Ornithologie

Liebespaar beim Schnäbeln: Wenn Zebrafinken ihren Partner selbst wählen, legen sie zwar nicht mehr Eier als Vögel in erzwungenen Partnerschaften. Ihre Eier sind dann aber öfters befruchtet.
© MPI f. Ornithologie

Welche Eigenschaften soll ein idealer Partner haben? Für Zebrafinken ist dies weniger eine Frage der Gene, als des Verhaltens. Harmonieren zwei Partner nicht miteinander, so sinkt ihr Fortpflanzungserfolg. Wie Wissenschaftler herausgefunden haben ziehen Zebrafinken, die ihren Partner selbst wählen dürfen, mehr Nachkommen auf, als zwangsverpaarte Vögel. Forcierte Partnerschaften gehen häufiger mit unbefruchteten Eiern einher, außerdem sterben bei ihnen mehr Nachkommen.

Zebrafinken sind monogam. Sie suchen sich einen Partner fürs Leben aus, um mit ihm gemeinsam eine intensive Brutpflege zu betreiben. Ein idealer Partner gibt seinen Nachkommen gutes Erbgut mit auf den Weg und erhöht durch sein Verhalten die Anzahl und Überlebensfähigkeit seiner Jungen. Dabei gehen jedoch innerhalb einer Art die Meinungen weit auseinander, wer eine besonders attraktiver Partner ist. Vielmehr haben die einzelnen Vertreter einer Art oft sehr individuelle Vorlieben. Das könnte bedeuten, dass die Partner mit ihren Genen und ihrem Verhalten zu einander passen müssen. Bislang ist noch weitgehend unklar, welche Folgen das Unterdrücken einer individuellen Partnerwahl hat.

Malika Ihle, Bart Kempenaers und Wolfgang Forstmeier vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben die Kosten und Nutzen der individuellen Partnerwahl bei den Vögeln analysiert. Die Wissenschaftler ließen dazu zunächst noch ungebundene Zebrafinken ihren bevorzugten Partner selbst aussuchen. Auf diese Weise schlossen sie Tiere aus, mit denen sich keines der Tiere verpaaren wollte. Anschließend trennten sie die Hälfte der selbstgewählten Paare wieder und brachte sie mit einem bevorzugten Partner eines anderen Tieres zusammen. Dann hielten die Forscher die frisch verpaarten Tiere einige Zeit zu zweit. In dieser Zeit festigte sich die Paarbindung. Das galt auch für die Paare, die nicht mit ihrem Wahlpartner zusammen bleiben durften. Nachdem sie in die Kolonie zurück gebracht  wurden trennten sich zwar die erzwungenen Paare häufiger wieder als die freiwillig verpaarten Tiere. Doch meist blieben auch diese ein Leben lang zusammen.

Die Zahl der gelegten Eier war für beide Paare gleich: Folglich waren die Anfangsinvestitionen der freiwilligen und erzwungenen Paare identisch. Während die Sterblichkeit von Embryonen im Ei durch die Gene bestimmt wird, gewährleistet die Fürsorge der Eltern das Überleben der Küken nach dem Schlupf. In den Nestern der zwangsverpaarten Vögel verschwanden jedoch mehr Eier oder waren unbefruchtet. „Außerdem starben mehr Küken nach dem Schlüpfen, die meisten innerhalb der ersten 48 Stunden“, sagt Malika Ihle. In dieser Zeit kommt dem Vater die meiste Verantwortung für das Nest zu. Die Männchen in den erzwungenen Partnerschaften schenkten ihren Jungen in dieser entscheidenden Zeit weniger Aufmerksamkeit.

„Sozial monogame Tiere müssen in ihrem Verhalten zueinander passen, damit sie sich gegenseitig motivieren können und die Aufgaben miteinander koordinieren und teilen können“, sagt Wolfgang Forstmeier. Doch woran zeigt sich, dass ein Paar im Verhalten nicht zueinander passt? Die Wissenschaftler beobachteten die Paare über 1700 Stunden lang und stellten fest, dass sich die Männchen in der Balz nicht unterschieden. Die Weibchen mit einem zugewiesenen Partner waren dagegen weniger paarungsfreudig. Freiwillige Paare verhielten sich darüber hinaus harmonischer: Beim gegenseitigen Kraulen und einander Folgen verhielten sie sich synchroner, saßen näher beieinander und turtelten weniger mit Fremden als erzwungene Paare. Zebrafinken, die den passenden Partner fürs Leben gefunden haben, bekommen also mehr Nachwuchs (37%) und haben damit eine höhere biologische Fitness.

Max-Planck-Gesellschaft, 14. September 2015

 

Originalpublikation:

Malika Ihle, Bart Kempenaers, Wolfgang Forstmeier. Fitness Benefits of Mate Choice for Compatibility in a Socially Monogamous Species. PLoS Biology, Online publiziert am 14. September 2015. DOI: 10.1371/journal.pbio.1002248

Video über Zebrafinken in der Wissenschaft (Englisch)

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