Verfrühter Blattaustrieb der Bäume ist zurück gegangen

Für die Studie wurden an über tausend Standorten in Mitteleuropa Langzeitbeobachtungen an vorherrschenden Baumarten durchgeführt wie etwa an Buchen. © Stefanie Ederer

Für die Studie wurden an über tausend Standorten in Mitteleuropa Langzeitbeobachtungen an vorherrschenden Baumarten durchgeführt wie etwa an Buchen. © Stefanie Ederer

Die Blätter der meisten Bäume treiben wegen des veränderten Klimas früher aus. Doch seit den 80er-Jahren hat sich dieser Effekt deutlich abgeschwächt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass damit das Potential der Wälder immer mehr Kohlenstoff zu binden allmählich an seine Grenzen stößt.

Viele Pflanzen reagieren auf die Klimaerwärmung mit einer verfrühten Blattentfaltung im Frühling. Um ihre Winterruhe (Dormanz) zu beenden brauchen viele Laubbaumarten einen Kältereiz. Da die Kältereize jedoch durch den Klimawandel abgenommen haben, treiben auch die Blätter nicht noch früher aus als bisher. Dieser Effekt wurde jedoch bislang nur durch vereinzelte Beobachtungen und unter Laborbedingungen nachgewiesen.

Um herauszufinden, ob die warmen Winter bereits die Verfühung des Blattaustriebs abgeschwächt haben, hat ein internationales Forscherteam den veränderten Zeitpunkt der Blattentfaltung aufgrund der Klimaerwärmung untersucht. Dazu beobachteten die Forscher an 1.245 Standorten in Mitteleuropa sieben in Europa häufige Baumarten über einen längeren Zeitraum. Darunter Buchen, Eichen, Eschen, Linden und Birken.

Verfrühter Blattaustrieb verlangsamt sich um 40 Prozent

Die Analysen ergaben, dass der Blattaustrieb zwischen 1980 und 1984 durchschnittlich pro Grad Celsius Temperaturanstieg der Frühlingstemperatur vier Tage früher erfolgte. Zwischen 1999 und 2013 sank dieser Wert jedoch auf 2,3 Tage je Grad Celsius. Das entspricht einem Rückgang um über 40 Prozent.

Wie die Forscher annehmen reagieren die Bäume wahrscheinlich wegen der wärmer gewordenen Winter weniger stark auf den Klimawandel. Denn ohne einen entsprechenden Kältereiz können die Pflanzen ihre biologische Ruhephase nicht beenden. Die Forscher können aber auch nicht ausschließen, dass der Effekt durch die begrenzte Tageslänge oder geringe Sonnenintensität im frühen Frühjahr hervorgerufen wird. Diese Faktoren könnten die weitere Vorverlegung des Blattaustriebs limitieren.

Fähigkeit der Wälder, noch mehr Kohlenstoff zu binden, könnte begrenzt sein

Das Entwicklungsstadium einer Pflanze bestimmt ihre Kohlenstoffaufnahme. Der Wasserhaushalt der Ökosysteme ist davon ebenfalls betroffen. Daher kann der sich abschwächende Effekt des frühen Blattaustriebs das Potenzial der Wälder beschränken, Kohlenstoff zu binden.

Doch die Reaktion der Bäume könnte auch eine positive Wirkung haben: Denn so sinkt das Risiko von Frostschäden im Spätfrühling, wenn in Zukunft die klimatischen Extremereignisse zunehmen werden.

Technische Universität München, 29.09.2015

 

Originalpublikation:

Yongshuo H. Fu, Hongfang Zhao, Shilong Piao, Marc Peaucelle, Shushi Peng, Guiyun Zhou, Philippe Ciais, Mengtian Huang, Annette Menzel, Josep Peñuelas, Yang Song, Yann Vitasse, Zhenzhong Zeng and Ivan A. Janssens: Declining global warming effects on the phenology of spring leaf unfolding, Nature 23.9.2015. DOI: 10.1038/nature15402

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