Oft hören wir, man sollte immer einen Plan B haben? Doch wie nützlich ist ein solcher alternativer Plan wirklich? Lenkt er uns womöglich von unserem eigentlichen Plan ab? Psychologen haben nun ein Modell entwickelt, mit dem sie die Wirkung von Alternativplänen erfassen können. Demnach ist ein Plan B umso ablenkender und schädlicher, je mehr Energie wir in seine Ausarbeitung stecken.
Bei vielen unserer Ziele – etwa den Traumjob zu finden – wissen wir nicht, ob wir sie tatsächlich erreichen. Unerwartete Hindernisse und Herausforderungen können uns an ihrer Verwirklichung hindern. Ein weit verbreiteter Rat für den Umgang mit solchen Unwägbarkeiten lautet: «Man sollte immer einen Alternativplan haben.» Aber wie sinnvoll ist die Investition in einen solchen Plan B tatsächlich? Oder ist es doch besser, sich ganz auf die Umsetzung von Plan A zu konzentrieren? Zur Beantwortung dieser Fragen entwickelten Psychologen der Universität Zürich ein Modell, das die Nützlichkeit solcher Alternativpläne analysiert.
Das theoretische Modell der Psychologen basiert auf folgender Annahme: Alternativpläne verändern die Art und Weise, wie wir unser ursprüngliches Ziel verfolgen, auch wenn wir sie nicht wirklich nutzen. Zwar kann ein Alternativplan unser Selbstvertrauen steigern. Doch meist lenkt er uns nur von der Umsetzung unseres eigentlichen Zieles ab und führt dazu, dass wir nicht mehr so intensiv an unserem ursprünglichen Plan arbeiten.
Je mehr wir in einen Alternativplan investieren, desto eher tritt dieser an die Stelle unseres ursprünglichen Plans
Die Energie, die wir in die Entwicklung eines Alternativplans investieren, bestimmt letztlich seine Wirkung. Es mag sinnvoll sein, etwas Zeit und Aufwand für die Entwicklung von Alternativplänen aufzuwenden. Dann ist man für komplexe und wichtige Situationen gewappnet. Doch nach dem Modell der Psychologen können Alternativpläne das Phänomen der «selbsterfüllenden Prophezeiung» unterstützen: Wer sich intensiv mit der Ausarbeitung von Alternativplänen befasst, nutzt diese gut entwickelten Alternativpläne auch eher. Auf diese Weise verhindert man jedoch sich genügend für die Umsetzung seines ursprünglichen Plans einzusetzen.
Universität Zürich, 01.12.2015
Im Zweifelsfall hat man dann am Ende der zur Verfügung stehenden Zeit eine Vielzahl schöner, jedoch unausgegorener Pläne, die alle nicht umgesetzt wurden. Ein Phänomen das man häufiger beobachten kann, wenn es jemandem mehr liegt neue Ideen zu generieren, als sie in die Tat umzusetzen. (Anmerkung der Redaktion von Scimondo.)
Originalliteratur:
C. M. Napolitano, A.M. Freund, A. M. (in press). On the use and usefulness of backup plans. Perspectives on Psychological Science.