Mit einer veränderten Quakfrequenz zur Artentrennung

Der Laubfrosch Scinax madeirae hat die Frequenz seiner Werberufe angepasst. © Senckenberg/Jansen.

Der Laubfrosch Scinax madeirae hat die Frequenz
seiner Werberufe angepasst.
© Senckenberg/Jansen.

Zwei eng verwandte Laubfrosch-Arten, die in den Savannen Boliviens und Brasiliens leben entwickeln unterschiedliche Frequenzen bei ihren Rufen, wenn sie gemeinsam in der gleichen Region leben. Diese sogenannte Merkmalsverschiebung ist ein evolutionsbiologisches Phänomen, das dazu dient konkurrierenden Arten bei der Fortpflanzung auszuweichen.

Die beiden Laubfrösche Scinax madeirae und Scinax fuscomarginatus unterschieden sich rein äußerlich kaum voneinander. Gleiches gilt auch für  ihre Nahrungs- und Paarungsgewohnheiten. So überrascht es auch nicht, dass die eine der beiden Arten erst vor zwei Jahren als eigene Art entdeckt wurde.

In Gebieten, in denen beide Arten gemeinsam vorkommen, müssen sie daher einen Weg finden, um Verwechslungen bei der Fortpflanzung zu vermeiden. Ein internationales Team um Martin Jansen vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt hat nun herausgefunden, dass die Männchen von Scinax madeirae die Frequenz ihrer Rufe erhöhen, wenn sich die konkurrierende Art in der selben Region aufhält.

Für ihre Studie untersuchten die Forscher 20 Laubfrosch-Populationen in 16 Savannengebieten Brasiliens und Boliviens. Insgesamt nahmen die Forscher die Rufe von 130 Männchen auf, um deren Rufe zu vergleichen – sowohl aus Gebieten in denen nur eine der untersuchten Froscharten vertreten war, als auch aus Regionen, die von beiden Arten besiedelt werden.

Direkter Konkurrent bei der Partnersuche: Männliches Exemplar von Scinax fuscomarginatus. © Senckenberg/Jansen

Direkter Konkurrent bei der Partnersuche:
Männliches Exemplar von Scinax fuscomarginatus.
© Senckenberg/Jansen

„Wir konnten eine sogenannte Merkmalsverschiebung im Paarungsruf der untersuchten Frösche erkennen“, erläutert Jansen. Diese Verschiebung ist ein evolutionsbiologisches Phänomen, das bei nahe verwandten Arten auftritt. Es sorgt für eine Konkurrenzvermeiden. Das kann etwa durch ein Verschieben der ökologischen Nische oder des Nahrungsspektrums einer der beiden Arten geschehen. Oder, indem sich das Fortpflanzungsverhalten einer Art verändert. „Letzteres konnten wir bei den untersuchten Laubfröschen feststellen – interessanterweise betrifft dies aber nur die Art Scinax madeirae, die ihr Quaken auf eine höhere Frequenz eingestellt hat. Wir sprechen hier von einer asymmetrischen Verschiebung der Frequenz“, fügt Jansen hinzu.

Wobei die Verschiebung jedoch nur die Ruffrequenz betrifft, während andere Merkmale des Rufes, wie etwa die Ruflänge oder Rufstruktur unverändert geblieben sind. Jansen hierzu: „Über die Ursachen und Zusammenhänge dieser asymmetrischen Frequenzverschiebung können wir nur spekulieren. Auch ist uns noch nicht klar, ob diese Frequenzänderung genetisch fixiert ist, oder ob es sich dabei um eine spontane Verhaltensänderung handelt.“

Weiterführende Studien mit Verhaltensexperimenten und genetischen Analysen sollen die verschiedenen Hypothesen überprüfen.

Senckenberg Gesellschaft, 21. April 2016

Originalpublikation
Jansen, Martin; Plath, Martin; Brusquetti, Francisco; Ryan, Michael Joseph: Asymmetric frequency shift in advertisement calls of sympatric frogs, Amphibia-Reptilia, 2016, DOI: 10.1163/15685381-00003038

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