Wie sich vor Ort gesundes Saatgut produzieren lässt

Saatgut. © Arn. CC BY-SA 4.0. Wikimedia Commons.

Saatgut. © Arn. CC BY-SA 4.0. Wikimedia Commons.

Forscher haben eine effektive, kompakte und skalierbare Anlage zur chemiefreien Behandlung von Saatgut entwickelt.

Die Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit gesunden Nahrungsmitteln ist eine enorme Herausforderung, deren Lösung sehr früh in der Produktionskette beginnt. Neben den etablierten chemischen Beizmitteln, die gewaltige Umweltprobleme mit sich bringen können, gibt es ein umweltfreundliches Verfahren zur effektiven Abtötung schädlicher Pathogene, wie Pilze und Bakterien. Dieses rein physikalische Verfahren zur Desinfektion von Saatgut nutzt die keimabtötende Wirkung beschleunigter Elektronen.

Treffen die energiereichen Elektronen auf Schadorganismen, werden diese effektiv abgetötet. Bei der Elektronenbehandlung dringen die Elektronen nur so tief in die Schale ein, dass der Embryo und das Endosperm im Inneren des Saatkorns intakt bliebt. Die sichere, chemiefreie Behandlung von Saatgut ist durch langjährige Entwicklungsprojekte mit unabhängigen Instituten und Unternehmen belegt. Bereits seit über 15 Jahren wird das vom Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP) entwickelte Verfahren nun schon zur Elektronenbehandlung von Saatgut eingesetzt. Die Firma Nordkorn Saaten GmbH produziert Saatgut mit Anlagen des Fraunhofer FEP und vertreibt es seit 2012 unter der Marke E-VITA®. Doch die bisherigen Anlagen sind nur für den Großansatz ausgelegt. Kleinere Mengen an Saatgut können mit ihnen nicht desinfiziert werden.

Daher haben die Forscher nun eine Anlage zur Behandlung kleinerer Saatgutmengen entwickelt. Bei ihr kommt eine neue Generation von Elektronenquellen zu Einsatz, die kostengünstiger ist, mit der auch kleinere Saatgutmengen zwischen 3 bis 12 Tonnen effektiv behandelt werden können, die einen geringeren Energieverlust durch Wärmestrahlung haben, eine Energieversorgung durch einfache Hochspannung erlauben und sich auch für Feinsämereien, Blumen- und Gräsersamen eignet.

Herzstück der Anlage ist die neu entwickelte Elektronen-Ringquelle. „Das Besondere an dieser Quelle ist, der Verzicht auf thermische Emitter, was eine freie Formung der Quelle erlaubt. Dadurch kann eine Anlage mit nur einer einzigen Elektronenquelle für die gleichmäßige und allseitige Behandlung genutzt werden“, erklärt André Weidauer, der verantwortliche Projektleiter. „Die neue kompakte Quelle ermöglicht es, die Anlage beispielsweise in einem kleinen Transporter zu montieren und zu betreiben.“

Andreas Prelwitz, Geschäftsführer der Firma Nordkorn Saaten GmbH, schwärmt: „Die neue Anlage ist eine konsequente Weiterführung der bisherigen Technologie zur Elektronenbehandlung von Saatgut. Durch die kompakte Form benötigt die Anlage weniger Energie bei gleicher Wirkung gegen die im und am Samen haftenden Erreger. Nordkorn Saaten wird auch zukünftig sehr stark auf diese alternative Form der Saatgutbehandlung setzen und dabei auch diese neue Technologie nutzen. Die große Nachfrage aus der Landwirtschaft bestätigt in eindrucksvoller Weise die positiven Erfahrungen und die hohe Akzeptanz. Die Elektronenbehandlung von Saatgut liefert einen großen Beitrag zur umweltschonenden Produktion in der Landwirtschaft.“

Diese innovative, mobile, ressourcen- und wirtschaftlich effiziente Anlage mit einem Durchsatz von bis zu 7 Tonnen Getreide pro Stunde ist ab Frühjahr 2017 in Deutschland und im Ausland im Einsatz.

Die Ergebnisse werden auf der 26. Fachausstellung für Landwirtschaft und Ernährung, Fischwirtschaft, Forst, Jagd und Gartenbau (MELA), vom 15. – 18. September 2016, in Mühlengeez in Halle 2 am Stand 249 vorgestellt.

Frauenhofer Gesellschaft, 16. August 2016

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