Bäume: Die lebenden Klimaanlagen der Stadt

Solarbetriebene Messanlage auf dem Grünstreifen am Bordeaux Platz in München. © M. Rahman/ TUM

Solarbetriebene Messanlage auf dem Grünstreifen am Bordeaux Platz in München. © M. Rahman/ TUM

Bäume könne durch ihre Transpiration, den Wasserverlust aus ihren Blättern, für Abkühlung in unseren Städten sorgen. Doch Winterlinden transpirieren nicht in jeder Umgebung gleich stark, wie Forscher nun herausgefunden haben. Ihre Kühlwirkung ist bei offen angelegten Plätzen mit Grünstreifen wirkungsvoller als auf engen, gepflasterten Plätze. 

Unsere Städte mit ihren Häuserschluchten, Straßen und Plätze heizen sich im Sommer besonders stark auf. Bäume können da Abhilfe schaffen. Sie können den Asphalt unter ihren Kronen ist um bis zu 20°C und die Luft um bis zu zwei Grad Celsius abkühlen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam um Mohammad Rahman an der Technischen Universität München. Doch die Kühlleistung der besonders oft in Städten gepflanzten Winterlinden (Tilia cordata) hängt stark davon ab, in welcher Umgebung sie stehen.

Die beste Kühlwirkung erbringen Bäume, die auf offenen Plätzen in Grünstreifen wachsen. Bäume, die sich dagegen auf gepflasterten, engen Plätze mit kleinen Aussparungen behaupten müssen können nur eine um 20 Prozent geringere Kühlung liefern. Wie Messungen an Winterlinden auf dem grünen Bordeaux Platz und dem gepflasterten Pariser Platz im Zentrum Münchens ergaben. „Die meteorologischen Bedingungen sind lokal sehr unterschiedlich und wirken sich darauf aus, wie die Bäume transpirieren“, erklärt der Forscher.

Lebende, grüne Klimaanlagen der Städte

Bei ihrer Transpiration geben die Pflanzen Wasserdampf ab, während sie über ihre Spaltöffnungen Kohlendioxid für die Photosynthese aufnehmen. Am Bordeaux Platz ermittelten die Forscher in den Bäumen einen Saftfluss von bis zu acht Litern pro Stunde. Damit erreichten die Winterlinden eine Kühlleistung von bis zu 2,3 Kilowatt. „Die Leistung der Bäume ist vergleichbar mit der einer Klimaanlage für einen Raum“, sagt der Pflanzenökologe.

Das Klima ihrer Umgebung hat einen erheblichen Einfluss auf die Transpirationsleistung der Pflanzen. Über eine offene Grünfläche weht der Wind mit höherer Geschwindigkeit, die Luft ist weniger mit Wasser gesättigt und die Bäume sind dem Sonnenlicht stärker ausgesetzt. All diese Faktoren sind bei einer gepflasterten, eng mit Häusern umstellten Fläche abgeschwächt. Der Rasen am Bordeaux Platz ist zudem kühler und feuchter als der gepflasterte Pariser Platz. „Diese Bedingungen begünstigen die Transpiration und somit den Kühlungseffekt der Bäume“, sagt der Pflanzenökologe. Um diese verschiedenen Parameter zu erfassen, installierten die Forscher im Sommer 2015 an zehn Bäumen und mehreren Laternen in Münchens Innenstadt rund 80 Sensoren.

„Um Hitze in den Städten zu reduzieren, wäre es sinnvoll mehr offene Räume und Plätze zu schaffen – damit können wir das Kühlungspotenzial der Bäume direkt beeinflussen.“ empfiehlt Rahman. Der Pflanzenökologe rät außerdem dazu, Bäume nicht direkt in Aussparungen im Pflaster zu pflanzen, sondern in Grünstreifen.

Technische Universität München, 14. September 2016

Originalpublikation: 


Rahman M.: Comparing the cooling benefits of different urban tree species at contrasting growth conditions. In: Gesellschaft für Ökologie e.V. (Hrsg.): Verhandlungen der Gesellschaft für Ökologie, Band 46. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie, 5.-9. Sep. 2016 in Marburg. Görich & Weiershäuser, Marburg, S. 367-368.

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