Kapuzineraffen pflegen jahrhundertealte Kultur des Nüsseknackens

Junge Kapuzineraffen lernen von ihren Müttern, wie man Cashews knackt. © Tfalotico. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

Junge Rückenstreifen-Kapuzineraffen lernen von ihren Müttern, wie man Cashews knackt. © Tfalotico. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

Manche Affen benutzen Steine als Werkzeuge, um an unzugängliche Leckerbissen, wie Nüsse, Schalentiere oder Samen zu gelangen. Forscher haben nun in Brasilien Kapuzineraffen dabei beobachtet, wie sie Steinwerkzeug einsetzten, um Cashewnüsse zu knacken. Archäologische Ausgrabungen ergaben, dass die Tiere diese Kultur bereits seit Jahrhunderten pflegen und von einer Generation an die nächste weitergeben.

Kapuzineraffen lieben Cashewnüsse. Doch an die nahrhaften Leckerbissen zu gelangen will gelernt sein. Denn das Knacken der harten Schale erfordert geschickte Expertenhände die mit Steinwerkzeugen umzugehen wissen. So lernen denn jungen Kapuzineraffen von ihren Müttern, wie es geht: Man suche sich einen glatten, harten Stein aus Quarzit, der etwa viermal so groß ist wie ein durchschnittlicher Stein als Hammer und einen wiederum viermal größeren Sandstein als Amboss. Dann lege man die Nuss auf den Amboss und traktiere sie mit dem Hammerstein.

Das beobachteten Forscher im Serra da Capivara Nationalpark in Nordosten Brasiliens. Das Team um Michael Haslam von der School of Archaeology an der Universität Oxford und seine Kollegen von der Universität von São Paulo fanden heraus, dass die Äffchen beim Knacken von Nüssen und Samen immer wieder auf bereits vor Ort vorhandene Steine zurückgreifen. Den Forschern zufolge kann dabei geradezu von „Erkennbaren Cashew-Verarbeitungsplätzen“ die Rede sein. So fanden sie etwa unter einem Baum viele für das Knacken von Cashewnüssen geeignete Hammer- und Ambosssteine.

Neugierig geworden wollten die Forscher wissen, wie lange die Tiere solche Nussknackerstätten schon benutzten. Dazu gruben sie 70 cm tief und fanden immer mehr dieser speziellen Steine. Sie wiesen deutliche Schlagspuren und dunkelbraune Reste von Cashewkernen auf, wie massenspektrometrische Analysen ergaben. Anhand von Kohleresten, die sie zusammen mit den untersten Steinen fanden, datierten sie die ältesten Steine auf ein Alter von 600 bis 700 Jahren. Demnach nutzten die Kapuzineraffen diese Art von  Steinwerkzeugen bereits bevor die ersten Europäer den amerikanischen Kontinent erreichten.

© Tiago Falótico. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

© Tiago Falótico. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

Laut den Forschern haben vermutlich 100 Generationen von Kapuzineraffen diesen Cashew-Verarbeitungsplatz genutzt. Allerdings scheinen die Affen bei der Anwendung ihrer Technik ausgesprochen konservativ zu sein: Denn die Forscher fanden bei allen Werkzeugen keinerlei Hinweise darauf, dass sich die Methode des Nussknackens im Laufe der Jahrhunderte weiter entwickelt hat. Im Gegensatz zu den Technologien der Menschen in ihrer Nachbarschaft.

Bisher kannte man nur drei archäologische Stätten von Tierwerkzeugen, die von Schimpansen stammen. Sie liegen in der Elfenbeiküste und sind zwischen 4300 und 1300 Jahre alt. Möglicherweise knacken auch die Kapuzineraffen in Brasilien schon seit Jahrtausenden mit der gleichen Technik Cashewnüsse und vielleicht lernten ja die Menschen, die dereinst in Brasilien ankamen von den Affen, wie man an diese Leckerbissen herankommt.

von Ute Keck, 26 Oktober 2016

 

 

Originalpublikation:

Michael Haslam, Lydia Luncz, Richard Staff, Fiona Bradshaw, Eduardo Ottoni, and Tiago Falotico. Pre-Columbian monkey tools. Current Biology, 2016 DOI: 10.1016/j.cub.2016.05.046

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