Lücken in natürlichem Schutzwall führen zu Allergien

Pollen. © public domain.

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Unser Körper verfügt über einen natürlichen Schutzwall gegen Allergien: Dazu haben unsere regulatorischen Immunzellen gelernt Partikel aus der Umwelt, wie solche von Pflanzenpollen oder Hausstaubmilben zu erkennen und eine allergische Reaktion gegen sie zu unterdrücken. Allergien können dann entstehen, wenn in diesem Schutzwall Lücken auftreten, wie Forscher nun herausgefunden haben.

Allergien sind unkontrollierte und fehlgeleitete Immunreaktionen gegen harmlose Partikel in unserer Umwelt, wie etwa Pflanzenpollen oder Hausstaubmilben. Besonders bei der städtischen Bevölkerung in hochindustrialisierten Ländern hat sich die Zahl der Allergien auf einem hohen Niveau stabilisiert. So leiden etwa derzeit in Deutschland rund 15% der Erwachsenen an Heuschnupfen. Forscher um Petra Bacher und Alexander Scheffold an der Charité und am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ) haben nun untersucht, ob unser Körper über einen aktiven Schutzmechanismus verfügt, um die Entstehung von Allergien zu verhindern und wenn ja, wie dieser bei Allergikern verändert ist.

Bei ihren Untersuchungen entdeckten die Forscher einen Mechanismus, der eine Toleranz gegenüber den meisten mit der Atemluft aufgenommenen harmlosen Fremdstoffen vermittelt. Doch manche dieser Fremdstoffe fallen durch das enge Netz dieses Schutzwalls hindurch. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher, indem die Immunzellen im Blut untersuchten. Dabei fanden sie fast ausschließlich regulatorischen T-Zellen (Tregs), die unerwünschte Immunreaktionen aktiv unterdrücken. Bisher wusste man, dass diese Zellen dafür sorgen, dass sich unsere Immunabwehr nicht gegen körpereigene Strukturen richtet. Offenbar sind sie jedoch auch dafür verantwortlich eine Immunreaktion gegen Partikel in unserer Umwelt zu verhindern.

Doch wie sieht dieser Schutzwall bei Allergikern aus? Und wie unterscheidet er sich von dem gesunder Menschen? Beide verfügen über funktionstüchtige Tregs. Und bei beiden gibt es Lücken in diesem Schutzwall. Das heißt, einige harmlose Umweltproteine werden von den Tregs schlechter erkannt, so dass eine Immunreaktion gegen sie weniger gut unterdrückt werden kann. Eine Untersuchung der allergieauslösenden Zellen (Th2) von Allergikern ergab, dass diese genau gegen die Lücken im Schutzwall gerichtet sind: Sie erkennen die Proteine, die den Tregs durch die Lappen gegangen sind.

Doch damit ist noch nicht klar, warum manche Patienten Allergien gegen die Proteine in den Lücken ihres Schutzwalls entwickeln und andere nicht. Um diese Frage zu klären sind noch weitere Experimente notwendig. Dennoch könnten diese Erkenntnisse dazu genutzt werden, den Schutzwall der Allergiker etwa durch gezielte Impfungen zu schließen. Ähnliches könnte auch für andere Erkrankungen gelten, die auf fehlgeleitete Immunreaktion zurückgehen, wie etwa Rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose oder chronische Darmentzündungen.

Möglicherweise kann aber auch eine Umstellung auf eine ballaststoffreiche Ernährung eine Allergie lindern helfen. Denn neueste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass eine gesunde Darmflora vor Allergien schützen kann. Diese gedeiht jedoch am besten, wenn sie zahlreiche Pflanzenfasern vorfindet. (Anmerkung der Redaktion von Scimondo).

Charité – Universitätsmedizin Berlin, 4. November 2016

Originalpublikation:

*Bacher P, Heinrich F, Stervbo U, Nienen M, Vahldieck M, Iwert C, Vogt K, Kollet J, Babel N, Sawitzki B, Schwarz C, Bereswill S, Heimesaat MM, Heine G, Gadermaier G, Asam C, Assenmacher M, Kniemeyer O, Brakhage AA, Ferreira F, Wallner M, Worm M, Scheffold A. Regulatory T Cell Specificity Directs Tolerance versus Allergy against Aeroantigens in Humans. Cell. 2016 Oct 18. pii: S0092-8674(16)31335-6. doi: 10.1016/j.cell.2016.09.050.

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