Wie der Herr so das Gescherr

© Pleple2000. CC BY-SA 3.0

Wie der Herr so das Gescherr besagt schon ein altes Sprichwort. Das dies insbesondere für die Beziehung zwischen Mensch und Hund gilt haben Forscher nun bestätigt. Sie beobachteten wie sich Halter und ihre Hunde in verschiedenen Situationen verhielten und erfassten anschließend die Stressreaktionen ihrer Körper. Dabei fanden sie heraus, dass die Persönlichkeit des Halters und dessen Beziehung zu seinem Hund bestimmt, ob das Tier ausgeglichen ist oder unter ständiger Anspannung steht. Doch die Beziehung zu seinem Hund wirkt sich auch auf den Halter aus.

Soziale Lebewesen, wie  Hunde und Menschen, können sich bei Stress gegenseitig beruhigen und sich emotional unterstützen. Andererseits können soziale Probleme für erheblichen Stress sorgen. Die Schwankungsbreite des Kortisonspiegels gibt Aufschluss über das Stressniveau. Im Tagesverlauf unterliegt der Kortisonspiegel normalerweise einer natürlichen Schwankung und steigt bei akuten Stresssituationen episodisch an. Unter chronischen Stressbedingungen, wie etwa bei Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz ständigem Stress ausgesetzt sind schwankt der Kortisonspiegel jedoch nicht mehr. Dieses Herunterfahren der Stressachse geht mit einem schlechten allgemeinen Gesundheitsstatus, vermindertem Wohlbefinden und eingeschränkter kognitiver Kontrolle einher.

Deshalb vermutete ein Forscherteam an der Universität Wien, dass das Stressmanagement von Halter und Hund viel über deren Beziehung zueinander aussagen könnte.

Dazu stellten sich die Forscher folgende Fragen: Wie wirken sich die Eigenschaften von Halter und Hund auf das Stressniveau der Beteiligten in verschiedenen Situationen aus? Welche Rolle spielen dabei Beziehungsmuster, Persönlichkeit, Alter und Geschlecht. Die Forscher beobachteten 132 Familienhunde und deren Hauptbezugspersonen in so verschiedenen Situationen, wie entspanntem Spiel, Leistungstests, sowie gestellten Bedrohungen. Vor und nach jedem Test nahmen sie Speichelproben von Halter und Hund, um die individuellen Kortisolwerte zu ermitteln. Die Persönlichkeiten der beteiligten Menschen und Hunde sowie die Beziehung der Halter zu ihrem Tier und ihren Interaktionsstil im Alltag erfassten die Biologen mittels Fragebögen.

Dabei fanden die Forscher heraus, dass Hunde dann über ein effizientes Stressmanagement und damit über eine höhere Kortisolvariabilität verfügten, wenn ihre Halter besonders verträglich und nicht neurotisch waren. Dagegen litten Hunde von Haltern, die sowohl im Umgang mit ihrem Hund, als auch mit anderen Menschen unsicher waren, unter einem schlechteren Stressmanagement. Bei Haltern selbst erwies sich vor allem die Geschlechterkombination als kritisch für das eigene Stressmanagement: So zeigten Frauen mit Rüden eine niedrigere Kortisolvariabilität als alle anderen Geschlechterkombinationen. Ähnliche Probleme hatten auch Halter, die sehr auf Unabhängigkeit bedacht waren.

Den Forschern zufolge können Halter und Hund als Einheit betrachtet werden: Denn die Eigenschaften des Halters entscheiden wesentlich darüber, welche Beziehung dieser zu seinem Hund hat und wie der Hund sich in kritischen Situationen verhält.

In einer parallelen Studie beobachteten die Forscher, dass das Bindungsmuster des Hundes gegenüber seinem Halter das Stressmanagement des Tieres bestimmt. Bei sicher gebundenen Hunden sank im Laufe des Bindungstests und beim Spiel mit dem Halter die Menge des Stresshormons Kortisol im Blut des Hundes. Wogegen es bei unsicher gebundenen Tieren anstieg. Eine ähnliche Rolle spielte das Bindungsmuster des Halters für die Stressreaktion seines Tieres.

Dabei könnten die Probleme, die Frauen laut dieser Studie mit Rüden haben durchaus auf die Erwartungen der Frauen zurück gehen, dass ein Rüde unbedingt führen möchte. Denn ein Wolfsrudel wird normalerweise von einem Elternpaar geleitet, dem ihre Jungen natürlichen Respekt entgegenbringen. Das gilt sowohl für den Vater, wie für die Mutter. Aber auch ein Weibchen kann ein Rudel leiten, wie das Video unten über She Wolf zeigt. Die ständigen Rangordnungskämpfe, die man bei in Gehegen gehaltenen Tieren beobachtete gehen vor allem auf die Tatsache zurück, dass die Wölfe willkürlich zusammen „gesperrt“ wurden und keine natürliche Bindung über Verwandtschaftsbeziehungen bestanden. Auch können sich Tiere, die nicht miteinander auskommen in einem Gehege nicht aus dem Weg gehen, indem etwa eines von ihnen das Rudel verlässt und abwandert. (Anmerkungen der Redaktion von Scimondo).

 

Universität Wien, 8. Februar 2017

Originalpublikation:

Schöberl I, Wedl M, Beetz A, Kotrschal K. Psychobiological Factors Affecting Cortisol Variability in Human-Dog Dyads. PLoS One. 2017 Feb 8;12(2):e0170707. doi: 10.1371/journal.pone.0170707. eCollection 2017.

Kommentare sind geschlossen.