Moderates körperliches Training macht schwache Herzen wieder fit

Herz. © public. domain.

Bisher glaubte man körperliches Training bei Herzinsuffizienz führe zu einer schädigenden Erweiterung der Herzkammer. Doch nun haben Forscher herausgefunden, dass tatsächlich das Gegenteil zutrifft: Ein moderates Training macht insuffiziente Herzen wieder leistungsfähiger. Die Forscher geben auch Empfehlungen, wie ein Training bei Personen mit Herzschwäche aussehen sollte.

Die Herzmuskelschwäche gehört in Deutschland zu einer der häufigsten Todesursachen. Aufgrund dieser Erkrankung kann das Herz den Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgen. Bei der bisherigen medikamentösen Therapie ist die Lebenserwartung der Betroffenen schlecht und mit manchen Krebsleiden zu vergleichen.

„Für Herzinsuffizienz stand bisher die medikamentöse Therapie im Vordergrund. Ergänzt wurde dies durch einen Herzschrittmacher, der die Kontraktion des Herzmuskels optimiert und einen Defibrillator – beides soll einen plötzlichen Herztod durch Herzrhythmusstörungen verhindern“, sagt Martin Halle vom Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der TU München.

Bisher galt Körperliches Training als gefährlich

Lange wurde Betroffenen körperliches Training strikt verboten, da man glaubte, dass sich dadurch die Pumpfunktion des Herzens weiter verschlechtern würde. Doch in den vergangenen Jahren haben verschiedene Studien bewiesen, dass gerade körperliches Training das Herz belastbarer macht und die Zahl der nötigen Klinikaufenthalte senkt.

In einer Studie, die in neun europäischen Zentren durchgeführt wurde, untersuchten Mediziner, welche Trainingsform sich wie auf ein geschädigtes Herz auswirkt. Dabei gelang es den Forschern zu belegen, wie eine moderate Sporttherapie die Prognose der Erkrankten deutlich verbessern kann.

Dazu teilten die Forscher im Zeitraum von 2009 bis 2014 261 Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz in drei Gruppen ein und ließen sie 52 Wochen lang an verschiedenen Trainingseinheiten teilnehmen. Zunächst führten alle drei Gruppen ein dreimonatiges von Medizinern betreutes Training durch. Danach wurde den Teilnehmer empfohlen das Training weitere neun Monate selbständig fortzuführen.

Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass Patienten, die zwölf Wochen lang an einem überwachten moderaten Training teilnahmen, besseren Ergebnisse erzielten, als solche, die alleine trainierten. „Wir konnten eine Verkleinerung der linken Herzkammer und damit eine Verbesserung der Pumpfunktion beobachten“, sagt Halle. „Und es verbesserte sich ihre allgemeine körperliche Verfassung.“

Dabei stellten die Forscher keinen signifikanten Unterschiede zwischen einem Intervalltraining bei hoher Intensität und einem regelmäßigem Standardtraining bei moderater Intensität fest.

Rund hundert Schritte pro Minute

„Insgesamt unterstreicht diese neue Studie, wie sehr ein regelmäßiges körperliches Training bei moderater Intensität allen Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz zu empfehlen ist“, fasst Halle zusammen – „von höheren Intensitäten würde ich persönlich jedoch abraten bis wir mehr darüber wissen und auf Langzeitzahlen zurückgreifen können.“

Dazu gibt der Mediziner den konkreten Tipp: „Moderates Training bedeutet rund hundert Schritte pro Minute oder 3.000 Schritte in 30 Minuten.“

Vorteile einer Sporttherapie für Herzpatienten:

● das Herz wird entlastet
● Stärkung des Herzens durch verbesserte Herzmuskel-Funktion
● Erweiterung der Blutgefäße und Bildung neuer Blutgefäße
● Senkung von erhöhtem Blutdruck und Blutfettwerten
● Verbesserung der Sauerstoffaufnahme aus dem Blut
● Senkung des Risikos von herz- und gefäßbedingten Notlagen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall
● Steigerung von Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit

Technische Universität München, 21. Februar 2017

Originalpublikation:

Øyvind Ellingsen, Martin Halle, Viviane M. Conraads, Asbjørn Støylen, Håvard Dalen, Charles Delagardelle, Alf-Inge Larsen, Torstein Hole, Alessandro Mezzani, Emeline M. Van Craenenbroeck, Vibeke Videm, Paul J. Beckers, Jeffrey W. Christle, Ephraim B. Winzer, Norman Mangner, Felix Woitek, Robert Höllriegel, Axel P. Pressler, Tea Monk-Hansen, Martin Snoer, Patrick Feiereisen, Torstein Valborgland, John K. Kjekshus, Rainer Hambrecht, Stephan Gielen, Trine Karlsen, Eva B. Prescott, Axel Linke and the SMARTEX Heart Failure Study Group: High Intensity Interval Training in Heart Failure Patients with Reduced Ejection Fraction, Circulation 01/2017. DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.116.022924

Kommentare sind geschlossen.