Mit defektem „Sprachgen“ singen Mäuseriche falsch

© Pogrebnoj-Alexandroff. CC BY-SA 3.0.

© Pogrebnoj-Alexandroff. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

Das Foxp2-Gen spielt eine zentrale Rolle für die Sprachfähigkeit: Menschen die einen Defekt in diesem Gen haben fällt es schwer, Sprachlaute zu Wörtern und ganzen Sätze zusammenzufügen. Gleiches gilt auch für Tiere: So haben etwa Mäuse und Zebrafinken Probleme mit der Kommunikation, wenn sie keine intakten Foxp2-Gene besitzen. Forscher haben nun die Ultraschallgesänge von Mäuse-Männchen untersucht, mit denen sie um die Weibchen werben. Dabei fanden sie heraus, dass Tiere mit einer Foxp2-Mutation nur verkürzte und einfachere Silbenfolgen äußern.

2001 entdeckte ein Forscherteam um Simon Fisher die Ursache für die Sprachlernprobleme einer britischen Großfamilie. Alle Betroffenen litten unter einer seltenen Mutation des Foxp2, die über Generationen weitervererbt wurde. „Menschen mit diesem genetischen Defekt sprechen fehlerhaft. Diese Fehler werden größer, je länger und komplizierter die Sätze werden“, sagt Fisher, Direktor am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik.

Um herauszufinden, wie diese Mutation Sprache beeinflusst, haben die Forscher Mäuse untersucht. „Mäuse spiegeln zwar die sprachlichen Fähigkeiten des Menschen nicht exakt wieder. Auch können sie wahrscheinlich nicht wie wir eine Aussprache erlernen. Aber sie kommunizieren miteinander über Laute“, sagt Erich Jarvis von der Duke Universität in den USA, der ebenfalls an den Versuchen beteiligt war.

Ohne Foxp2 gerät die Tonfolge durcheinander

Mäuse fiepen und piepsen nicht nur, sie kommunizieren auch über Ultraschall. So rufen etwa junge Mäuse für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar ihre Mutter um Hilfe, wenn diese nicht bei ihnen ist. Ausgewachsene Männchen versuchen die Weibchen durch ihre Lieder zu beeindrucken. Dabei folgt die Anordnung der Laute in den verschiedenen Liedern einer festgelegten Reihenfolge. Diese gerät jedoch bei Männchen mit einer Foxp2-Mutation durcheinander.

Die Forscher zeichneten die Ultraschall-Gesänge von 50 Männchen auf, wobei die Hälfte eine Mutation im Foxp2-Gen aufwies. Gesunde Männchen legen sich In der Nähe eines empfangsbereiten Weibchens einmal mehr ins Zeug: ihre Lieder werden komplexer. Nicht so die Tiere mit Foxp2-Mutation: Sie ändern die Syntax ihrer Werbegesänge in der Nähe von Weibchen nicht.

„Unsere Studie zeigt, dass wir auch von Mäusen viel über den Einfluss von Genen auf unser Sprachvermögen lernen können. Je größer der technologische Fortschritt der Gen-Sequenzierung ist, desto mehr Gene werden wir finden, die für Sprachprobleme verantwortlich sind“, sagt Fisher. Die Erkenntnisse könnten eines Tages für Kinder mit Sprachproblemen von Bedeutung werden, denn Gene spielen hierbei vermutlich eine wichtige Rolle.

Max-Planck-Gesellschaft, 24. Oktober 2016

Originalpublikation:

Jonathan Chabout, Abhra Sarkar, Sheel Patel, Taylor Radden, David Dunson, Simon Fisher and Erich Jarvis. A Foxp2 mutation implicated in human speech deficits alters sequencing of ultrasonic vocalizations in adult male mice. Frontiers in Behavioral Neuroscience; October, 2016. doi: 10.3389/fnbeh.2016.00197

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