Verheiratete sind gesünder als Singels, Geschiedene oder verwitwetwe Menschen. Forscher haben nun eine biologische Ursache für diesen Effekt entdeckt: Der Cortisolspiegel ist bei Verheirateten niedriger, als bei Menschen die nicht in einer festen Partnerschaft leben.
Stress kann die Gesundheit massiv beeinträchtigen. Ein Indikator für die innere Anspannung, der wir ausgesetzt sind besteht in unserem Cortisolspiegel. Typischerweise unterliegt der Cortisolspiegel im Tagesverlauf einer natürlichen Schwankung. Er erreicht morgens sein Maximum und sinkt über den Tagesverlauf wieder ab. Cortisol aktiviert abbauende Stoffwechselvorgänge und hemmt das Immunsystem. Eine Überaktivierung der Stressachse, wie etwa bei Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz ständigem Stress ausgesetzt sind kann zu psychischen und physischen Erkrankungen führen. Enge soziale Bindungen, wie etwa eine feste Partnerschaft können diesem Phänomen entgegenwirken.
Deshalb vermuteten Forscher an der Carnegie Mellon University, dass der Cortisolspiegel bei Verheirateten verändert sein könnte. Um ihre Annahmen zu überprüfen sammelten sie von 572 gesunden Erwachsenen im Alter zwischen 21 und 55 Jahren drei Tage lang Speichelproben. Wobei sie für jeden Tag mehrere Proben nahmen. Anschließend wurde im Labor der Cortisolgehalt der Proben bestimmt.
Laut den Forschern war der Cortisolspiegel über den Verlauf der drei Tage bei den Verheirateten niedriger, als bei den Ledigen, getrennt Lebenden oder Verwitweten. Die Forscher berücksichtigten bei ihrer Auswertung auch den täglichen Rhythmus des Cortisolwertes. Dabei zeigte sich, dass der Spiegel bei den Verheirateten nach dem morgendlichen Maximum schneller wieder abfiel. Dieser Verlauf geht mit weniger Herzerkrankungen und einer längeren Überlebenszeit bei Krebspatienten einher.
Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung, dass Unverheiratete psychischem Stress mehr ausgeliefert sind, als Verheiratete, die auf die soziale Unterstützung ihres Partners vertrauen können. Dieser physiologische Mechanismus könnte erklären, wie sich gute Beziehungen auf die Gesundheit auswirken.
Carnegie Mellon University, 13. Februar 2017
Originalpublikation:
Chin B1, Murphy ML1, Janicki-Deverts D2, Cohen S3. Marital status as a predictor of diurnal salivary cortisol levels and slopes in a community sample of healthy adults. Psychoneuroendocrinology. 2017 Jan 19;78:68-75. doi: DOI: 10.1016/j.psyneuen.2017.01.016