Weltweite nimmt die Zahl der Übergewichten, Fettleibigen und an Diabetes Erkrankten stetig zu. Eine der möglichen Ursachen könnte in dem weit verbreiteten Verzehr gesättigter Fettsäuren liegen. Forscher haben nun herausgefunden, dass bereits der einmalige Genuss einer größeren Menge Palmöls gravierende Auswirkungen auf unseren Stoffwechsel hat: Die Empfindlichkeit unseres Körpers für Insulin nimmt danach ab. Damit nicht genug stellt sich der gesamte Organismus auf eine vermehrte Fetteinlagerung um und passt den Energiestoffwechsel der Leber entsprechend an. Diese Veränderungen des Leberstoffwechsels können langfristig zu Fettlebererkrankungen führen.
Für ihre Studie teilte ein internationales Forscherteam gesunde, schlanke Männern nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein, die jeweils ein aromatisiertes Palmöl-Getränk oder ein Glas Wasser bekamen. Das Palmöl-Getränk enthielt eine ähnliche Menge an gesättigten Fettsäuren, wie zwei Cheeseburger mit Speck und eine große Portion Pommes Frites oder wie zwei Salami-Pizzen. Wie die Forscher zeigen konnten, reichte diese einmalige fettreiche Mahlzeit aus, um die Insulinwirkung herabzusetzen, also eine Insulinresistenz hervorzurufen und den Fettgehalt der Leber zu erhöhen. Darüber hinaus kam es zu Veränderungen im Energiehaushalt der Leber. Die beobachteten Stoffwechselveränderungen entsprachen Veränderungen, wie sie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes oder nichtalkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) beobachtet werden.*
Die Forscher waren selbst überrascht, dass bereits der einmalige Verzehr einer größeren Menge Palmöls sich bei gesunden Menschen so schnell und direkt auf die Leber auswirkt und eine Insulinresistenz hervorruft. Sie untersuchten den Leberstoffwechsel mit der nichtinvasiven Magnetresonanzspektroskopie. So konnten sie die Zucker- und Fettspeicherung, sowie den Energiestoffwechsel der Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, direkt verfolgen.
Den Forschern zufolge beeinträchtigte der Genuss des Palmöls sowohl Muskeln, als auch Leber und Fettgewebe in ihrer Stoffwechselaktivität. Die damit einhergehende Insulinresistenz hat eine vermehrte Zuckerneubildung in der Leber zur Folge. Gleichzeitig sinkt die Zuckeraufnahme in der Skelettmuskulatur, ein Effekt, der bei Typ-2-Diabetes und seinen Vorstufen den Blutzuckerspiegel in die Höhe schnellen lässt. Die Insulinresistenz des Fettgewebes bewirkt ihrerseits eine vermehrte Freisetzung von Fetten in die Blutbahn, was die Insulinresistenz weiter vorantreibt. Die erhöhten Fettspiegel bedeuten eine gesteigerte Arbeitslast für die Mitochondrien. Langfristig werden diese zellulären Kraftwerke dadurch überfordert und es kann sich eine Lebererkrankung manifestieren.
Vermutlich können gesunde Menschen diese unmittelbaren Auswirkungen einer fettreichen Mahlzeit auf den Stoffwechsel leicht verkraften, vorausgesetzt sie haben keine Veranlagung zu Diabetes. Problematisch werden erst die langfristigen Folgen für diejenigen, die regelmäßig solche fettreichen Speisen und Getränke konsumieren.
Helmholtz Zentrum München, 17. Januar 2017
Weitere Informationen
* NAFLD ist die häufigste Lebererkrankung in den Industrienationen und mit Fettleibigkeit, dem sogenannten „Metabolischen Syndrom“, und erhöhtem Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden. Des Weiteren kann die NAFLD in fortgeschrittenen Stadien zu schweren Leberschädigungen führen.
Originalpublikation:
Álvarez Hernández, E. et al. (2017): Acute dietary fat intake initiates alterations in energy metabolism and insulin resistance. Journal of Clinical Investigation, doi:10.1172/JCI89444.