Vorsicht Statistik: Vegetarische und vegane Ernährung senkt Diabetes II-Risiko um 23 Prozent

Eine ausgewogene Ernährung hat sich noch immer bewährt. © Annayu. CC BY-SA 4.0. Wikimeida Commons.

Die Unstatistik Juli 2019 ist die von vielen Medien aufgegriffene Meldung, dass vegane Ernährung das Risiko einer Diabetes-II-Erkrankung um fast ein Viertel reduziert.

Darüber berichteten unter anderem die Internetportale infranken.de, finanz-experte.info und heilpraxis.net. Hintergrund dieser Meldungen ist eine in der Zeitschrift JAMA Internal Medicine veröffentlichte sogenannte Meta-Studie. In dieser Meta-Studie werden insgesamt neun Schätzergebnisse analysiert, die aus sieben Studien zum Zusammenhang zwischen vegetarischer und veganer Ernährung und dem Risiko einer Diabetes-II-Erkrankung entnommen wurden. An diesen sieben Studien nahmen etwas mehr als 300.000 Personen teil.

Und hier liegt der erste große Fehler obiger Meldungen. Grundlage der in „JAMA Internal Medicine“ publizierten Studie waren nicht die Beobachtungen von mehr als 300.000 Studienteilnehmern, sondern lediglich neun Schätzergebnisse. Darüber hinaus wird mit einer relativen Risikoreduktion (das Risiko einer Diabetes II-Erkrankung sinkt um 23 Prozent) ein gewaltiger Effekt suggeriert, der sich bei genauerer Betrachtung als wesentlicher kleiner darstellt. Laut Angaben der Autoren hatten 23.544 der an den sieben Studien teilnehmenden 307.099 Personen Diabetes II. Das entspricht einem absoluten Risiko von 7,7 Prozent. Vegetarische und vegane Ernährung reduzieren dieses absolute Risiko um 23 Prozent, also um knapp zwei Prozentpunkte von 7,7 auf 5,9 Prozent.  Das klingt schon wesentlich unspektakulärer als ein um fast ein Viertel reduziertes Risiko.

Es besteht kein Zweifel, dass eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse und weniger Fleisch gesund ist. Reißerische Schlagzeilen mit aufgeblähten Effekten vegetarischer und veganer Ernährung auf Basis von neun Beobachtungen können da schon eher angezweifelt werden.

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 31. Juli 2019

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