Was der Zahnstein über die Lebensweise von Schimpansen verrät

© Thomas Lersch. CC BY-SA 3.0.

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Wissenschaftler haben die Pflanzenreste im Zahnstein verstorbener Schimpansen analysiert und so herausgefunden wovon sich die Tiere zu Lebzeiten ernährt haben. Die im Zahnstein nachgewiesenen Pflanzenbestandteile stimmen mit den bisherigen Erkenntnissen der Ernährungsgewohnheiten von Schimpansen überein, die während der letzten zwanzig Jahre an der Elfenbeinküste bei frei lebenden Schimpansen beobachtet wurden. Darüber hinaus erlauben sie Rückschlüsse wichtige Ereignisse im Leben eines einzelnen Individuums. Sonst bleiben solche Episoden im Leben eines einzelnen Tieres bei der Beobachtung größerer Populationen meist verborgen.

Unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen, werden von Forschern gerne herangezogen, um mehr über das Verhalten unserer menschlichen Vorfahren zu erfahren. Doch unser Verständnis so mancher fundamentaler Verhaltensweisen, wie etwa der Ernährung, ist eingeschränkt, denn es basierte bisher fast ausschließlich auf der direkten Beobachtung der Tiere während der Nahrungsaufnahme. Diese Beobachtungen geben wertvolle Einblicke in das Ernährungsverhalten von Schimpansen, zeigen aber nur einen kleinen Ausschnitt der Verhaltensweisen eines Individuums im Laufe seines Lebens.

Phytolithe (biogene Silikate), ähnlich den hier als Beispiel abgebildeten Palmen-Phytolithen, kommen im Zahnstein von Schimpansen am häufigsten vor und geben Aufschluss über die Ernährungsgewohnheiten der Tiere. © R. Power

Phytolithe (biogene Silikate), ähnlich den hier als Beispiel abgebildeten Palmen-Phytolithen, kommen im Zahnstein von Schimpansen am häufigsten vor und geben Aufschluss über die Ernährungsgewohnheiten der Tiere.
© R. Power

„In unserer Studie vergleichen wir die Informationen, die uns die Zusammensetzung des Zahnsteins der Tiere verrät, mit den gesammelten Langzeitdaten aus der Beobachtung frei lebender Schimpansen im Taï-Nationalpark“, sagt Robert Power vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Dazu analysierten die Forscher den Zahnstein von 24 verstorbenen Taï-Schimpansen und rekonstruierten anhand der darin vorhandenen Pflanzenteile (Phytolithen und Stärkepartikeln) wovon sich die Tiere ernährt hatten. Auch wichtige Ereignisse im Leben der Tiere, wie die Entwöhnung von Schimpansenkindern oder das Erlernen besonderer Fähigkeiten, wie etwa das Knacken von Nüssen, spiegelt sich im Zahnstein wider.

Diese Studie ist eine der ersten, die bestätigt, dass Zahnsteinanalysen wesentliche Informationen zur Erforschung von Ernährungsweisen beitragen können, vor allem bei isoliert lebenden oder nicht an den Menschen gewöhnten Primatengruppen. Auch die Ernährung ausgestorbener Menschenformen kann mit dieser Methode untersucht werden. Demnach eignet sich die Analyse von Zahnstein, um Aufschluss über Ernährungsgewohnheiten in der Primatologie und Humanevolution zu gewinnen. „Zahnstein ist als Speicher von Ernährungsgewohnheiten nützlicher aber auch komplexerer als bisher angenommen“, sagt Power.

Max-Planck-Gesellschaft, 19. Oktober 2015

Originalpublikation:

Robert C. Power, Domingo C. Salazar-García, Roman M. Wittig, Martin Freiberg, Amanda G. Henry. Dental calculus evidence of Taï Forest Chimpanzee plant consumption and life history transitions. Scientific Reports, 19 October 2015, DOI: 10.1038/srep15161

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