Die heutigen Mitsechziger fühlen sich nicht nur jünger, als ihre Altersgenossen vor zwanzig Jahren. Sie sind meist auch gesünder und zufriedener. Zu diesem Ergebnisse kamen Forscher bei einer vergleichenden Untersuchung dieser beiden Generationen.
Bei dieser Langzeitstudie untersuchten die Forscher Teilnehmer, die zwei verschiedenen Generationen angehören: den Geburtsjahrgängen 1930 bis 1932 und 1950 bis 1952. So konnten die Forscher die Lebenswege beider Generationen beobachten und miteinander vergleichen. Dazu erfassten sie eine breite Palette an Gesundheitsparametern ihrer Probanden, wie deren Lebensgeschichte, sowie psychologische und psychiatrische, medizinische und zahnmedizinische Aspekte. Darüber hinaus untersuchten sie deren sensorische Fähigkeiten und ihre Alltagskompetenzen. „Wir haben festgestellt, dass leichte kognitive Beeinträchtigungen als Risikosyndrom für Alzheimer Demenz aktuell weniger häufig auftreten als bei Gleichaltrigen zwanzig Jahre zuvor. Auch eine Verbesserung der neuropsychologischen Leistungsfähigkeit ist zu beobachten – ein Effekt, der auf einen insgesamt besseren Gesamtgesundheitszustand verweist“, erläutert Hans-Werner Wahl vom Psychologischen Institut der Universität Heidelberg.
„Die Ergebnisse belegen, dass es den heute 65-Jährigen körperlich und geistig besser geht. Eine solch gute Verfassung in dieser Altersstufe gab es wohl historisch noch nie“, betont Johannes Schröder, Leiter der Gerontopsychiatrischen Forschung am Universitätsklinikum Heidelberg. Nach den Worten von Hans-Werner Wahl versorgt sich die Generation der sogenannten Babyboomer wesentlich zielstrebiger mit dem, was sie benötigt, als die Vorgängergeneration. Dabei spielt nicht zuletzt deren Einstellungen zum Älterwerden eine wesentliche Rolle, was zu einer größeren Lebenszufriedenheit führt. Darüber hinaus bestätigt die Studie auch die Bedeutung von sozialen Beziehungen für „gutes Altern“.
Die Ergebnisse der Studie fördern das Verständnis des Älterwerdens. Und sie können genutzt werden, um präventive Maßnahmen zu ergreifen, die die Lebensqualität im mittleren und höheren Erwachsenenalter verbessern und altersbedingten Krankheiten vorbeugen. „Die ILSE-Daten unterstreichen, dass lebenslang aufgebaute kognitive Reserven und körperliche Aktivität vor allem dann relevant sind, wenn geistige und funktionale Verluste im höheren Lebensalter auftreten. Ein anregender und aktiver Lebensstil früh im Leben zahlt sich also gewissermaßen spät im Leben aus“, sagt Christine Sattler vom Psychologischen Institut.
Universität Heidelberg, 20. Oktober 2017