Größe des Nucleolus im Zellkern könnte Aufschluss über Lebenserwartung geben

C. elegans. © Bob Goldstein. CC BY-SA 3.0.

Kann man einer Zelle ansehen wie alt sie ist? Ist es möglich die Lebenserwartung eines Tieres abzuschätzen? Möglicherweise schon: Denn Forscher haben nun einen Zusammenhang zwischen der Größe des Nukleolus und der Lebenserwartung entdeckt. Diese kleine Struktur direkt im Zentrum jeder Körperzelle könnte damit als Biomarker für Gesundheit und Altern dienen.

Alternsforscher suchen schon lange nach sogenannten Biomarkern für den Alterungsprozess, mit deren Hilfe sie Aussagen über die Gesundheit und die Lebensdauer eines Organismus machen können. Varnesh Tiku aus der Abteilung von Adam Antebi vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns hat jetzt eine Entdeckung gemacht, die den Durchbruch bedeuten könnte.

Bei Untersuchungen an besonders langlebigen Fadenwürmern (Caenorhabditis elegans) stellte Tiku fest, dass diese kleinere Nukleoli besitzen als ihre kürzer lebenden Verwandten – und das unabhängig davon, wie sie zu ihrer langen Lebenszeit gekommen waren. Der Nukleolus ist eine kleine Struktur im Inneren des Zellkerns, in der spezielle RNA-Moleküle und Proteine für die Ribosomen zusammengebaut werden. In diesen wiederum werden die Proteine einer Zelle gebildet. Dieser Zusammenhang ermöglicht es den Forschern vorherzusagen, wie lang ein Wurm leben wird.

Kleine Nukleoli auch bei gesunden Menschen im Alter

„Wir konnten diesen Zusammenhang auch bei anderen Modellorganismen beobachten, wie zum Beispiel Fruchtfliegen und Mäusen“, erklärt Antebi. Die Korrelation zwischen Nukleolus-Größe und Lebenszeit könnte selbst bei Menschen gelten: Gewebeproben aus der Muskulatur von über 60-jährigen Probanden, die an einem Diät- und Sportprogramm teilnahmen haben gezeigt, dass die Nukleoli nach dem Programm kleiner waren als zuvor. Solche Programme sind eine übliche Methode, um die Gesundheit zu verbessern und die Lebenszeit zu verlängern.

Aber ist der verkleinerte Nukleolus tatsächlich der Grund für eine verlängerte Lebenserwartung? „Vermutlich ist die Größe des Nukleolus nicht einfach nur ein Biomarker für Langlebigkeit, sondern die Moleküle im Nukleolus könnten wirklich die Lebenserwartung beeinflussen“, so Antebi. Die Forscher haben schon erste Hinweise für diese Hypothese: Sie haben beobachtet, dass langlebige Würmer mit kleineren Nukleoli auch geringere Mengen des Proteins Fibrillarin enthalten. Dieses Protein hilft beim Zusammenfügen der einzelnen Bausteine der Ribosomen. Wenn die Forscher die Menge an Fibrillarin künstlich verringerten, lebten die Würmer länger. Das weist darauf hin, dass Fibrillarin im Nukleolus tatsächlich die Lebensspanne steuern könnte.

Können wir also in Zukunft zum Arzt gehen und unsere Nukleoli vermessen lassen, um dann eine Vorhersage über unsere Lebenszeit zu bekommen? „Irgendwann vielleicht – aber davor muss noch viel Arbeit geleistet werden. Noch wichtiger ist für uns, dass unsere Entdeckung helfen könnte, Gesundheitsprogramme für längere Lebenszeit leichter zu überwachen“, sagt Antebi.

Max-Planck-Gesellschaft, 31. August 2017

Originalpublikation:

Varnesh Tiku et al. Small nucleoli are a cellular hallmark of longevity. Nature Communications; August 30, 2017. doi: 10.1038/ncomms16083

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