Wenn man große Pandas beobachtet hat man den Eindruck, dass sie immer die Ruhe weg haben. Ganz gemütlich kauen sie stundenlang ihre Hauptnahrung, den Bambus. Hektik kommt bei ihnen so gut wie nie auf. Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, warum das so ist: Pandas haben eine extrem niedrige Stoffwechselrate.
Große Pandas sind sehr gemütliche Tiere. Sie scheinen sich so wenig wie möglich zu bewegen. Dabei verbringen sie die meiste Zeit mit Fressen. Wie Forscher nun herausgefunden haben trügt dieser Schein nicht. Tatsächlich verbrauchen Pandas mit 5,2 Megajoule (MJ) wesentlich weniger Energie als die erwarteten 13,8 MJ. Damit gelingt es ihnen fast dem Dreifinger-Faultier Konkurrenz zu machen, das mit seinem Energiesparmodus den bisherigen Rekord hält. Sein Stoffwechselrate liegt um 40 bis 45% niedriger als bei Säugetieren vergleichbarer Größe. Ein 90 kg schwerer Panda verbraucht weniger als halb soviel Energie wie ein Mensch gleichen Gewichts. Selbst ein Mensch, der nur einfach nur reglos dasteht verbraucht mehr Energie als ein so richtig „aktiver“ Panda.
Vegetarische Ernährung bei einem Verdauungssystem eines Fleischfressers ist Grund für Gemütlichkeit
Die Ursache für seinen geringen Energieverbrauch liegt in der Nahrung des Pandas: Als ursprünglich auf fleischliche Nahrung spezialisiertes Tier verfügt der Panda nur über einen einfachen Magen und einen kurzen Dünndarm. Dabei hat er sich inzwischen darauf spezialisiert sich nur von Bambus zu nähren. Auf die Verdauung von Pflanzen spezialisierte wiederkäuende Tiere, wie etwa Kühe, besitzen gleich vier verschiedene Mägen, um ihre Nahrung mit Hilfe von Darmbakterien effizient aufschließen zu können. Da dem Panda ein solcher Spezialmagen fehlt und er sich dennoch von dem extrem proteinarmen und faserreichen Bambus ernährt leidet er unter einer ziemlich ineffektiven Verdauung. Um seinen Energiebedarf zu decken muss er täglich zwischen 8 und 18 kg verdrücken. Trotzdem dieser gewaltigen Futtermenge reichen ihm die daraus gewonnenen Nährstoffe nicht aus, um ein normales Säugetierleben zu führen. Er muss seine Energieverbrauch drosseln. Deshalb vermeidet er zu viel Bewegung. Und selbst seine Organe sind energieoptimiert: Organe, die viel Energie verbrauchen, wie die Leber, das Gehirn und die Nieren sind bei im verkleinert. Darüber hinaus hat er auch noch seine Menge an Schilddrüsenhormonen reduziert, was seinen Stoffwechsel zusätzlich bremst. Er muss extrem mit der ihm zur Verfügung stehenden Energie haushalten. Deshalb macht er auf uns einen so gemütlichen Eindruck.
von Ute Keck
Video zum Beitrag in Science:
Originalpublikation:
Yonggang Nie1, John R. Speakman, Qi Wu1, Chenglin Zhang, Yibo Hu, Maohua Xia, Li Yan, Catherine Hambly, Lu Wang, Wei Wei, Jinguo Zhang, Fuwen Wei. Exceptionally low daily energy expenditure in the bamboo-eating giant panda. Science 10 July 2015: Vol. 349 no. 6244 pp. 171-174. DOI: 10.1126/science.aab2413