Endlich ist er in das Bewusstsein unserer Gesellschaft gelangt: Der Klimawandel. Junge und auch ältere Leute auf der ganzen Welt demonstrieren gegen ihn. Das ist gut so und auch dringend notwendig, um die Entscheidungsträger in unserer Gesellschaft wach zu rütteln. Doch dabei sollte nicht vergessen werden, dass es letztlich an jedem Einzelnen von uns liegt, ob eine Klimawende gelingt oder nicht. Wir bestimmen mit unserem Lebensstil, wie nachhaltig wir die Ressourcen unseres wunderbaren Planeten nutzen. Ständig treffen wir Entscheidungen, die weitreichende Konsequenzen für das Klima haben. Was und wie viel wir essen, wie wir zur Schule, an die Uni oder zur Arbeit gelangen, welche Kleidung wir erwerben und was für Konsumgüter wir kaufen und wie und wohin wir in Urlaub fahren und was wir dort tun beeinflusst unser Weltklima. Daher sind wir alle gefragt, wenn es darum geht, den Klimawandel zu stoppen. Die folgenden Tipps sollen unser Bewusstsein dafür schärfen, was jeder für ein bessere Weltklima tun kann.
Was wir essen: Den Lebensmitteln im Supermarkt sieht man meist nicht mehr an, wie viel Aufwand in ihre Produktion geflossen ist. Doch für einen nachhaltigen Konsum wäre es gut, sich bewusst zu machen, wie viel Mühe und harte Arbeit die Bauern die Produktion von Obst, Getreide, Gemüse oder auch Milch und Eiern gekostet hat. Das gilt noch mehr für Fleischprodukte, bei denen Tiere nur zum Zweck uns zu ernähren, gezüchtet und möglichst schnell gemästet werden. Als Lebensmittel noch knapp waren galten sie als kostbares Gut, das man in Maßen und nicht in Massen zu sich nahm, um sich am Leben zu erhalten. Heute, in den Zeiten des Überflusses fehlt diese Wertschätzung oft. Jedes Jahr werfen Privathaushalte im Schnitt 85,2 kg Essen weg, wie die Zeit berichtet. Und nicht wenige genießen ihr Essen zum einen nicht wirklich, sondern sind, während sie essen mit allen möglichen anderen Dinge beschäftigt und verspeisen darüber hinaus auch noch wesentlich mehr, als gut für sie ist. Sind doch rund die Hälfte aller Deutschen übergewichtig und ein viertel davon sogar fettleibig. Daher sollten wir es wieder lernen, Lebensmittel als kostbare Güter zu schätzen, sie mit entsprechendem Bedacht auswählen und schließlich auch bewusst mit Freude zu genießen.
Soweit es geht, bei uns vor allem im Sommer und Herbst, sollte man regionale Produkte bevorzugen. Sie müssen nicht über lange Distanzen transportiert werden. Das spart Energie und damit klimaschädliches CO2. Wer übergewichtig ist, sollte sich bewusst machen, dass dies nicht nur seiner eigenen Gesundheit schadet, sondern auch dem Weltklima, denn die Produktion von Lebensmitteln führt auch zu einem Anstieg des Treibhausgases CO2. Sicher werden wir nicht gleich verhungern, wenn wir regelmäßig mal eine kleine statt einer normalen Portion essen. Das kann langfristig dabei helfen über die Jahre nicht kontinuierlich zuzulegen.
Wer besonders nachhaltig leben möchte, sollte, wo möglich, zu Bioprodukten greifen. Sie werden wesentlich umweltschonender hergestellt. Doch auch sie komme nicht ohne Schädlingsbekämpfungsmittel aus. So reichert sich etwa Kupfersulfat, das Biolandwirte gerne gegen Pilzbefall einsetzen, über die Jahr im Boden an und schädigt dort Regenwürmer und Mikroorganismen.
Was wir anziehen: Laut der Süddeutschen Zeitung kaufen die Deutschen im Schnitt pro Monat fünf Kleidungsstücke und damit jedes Jahr 60 Stück. Das ist nicht nachhaltig. Denn die meisten von uns haben keinen Kleiderschrank von unbegrenzter Größe. Das meiste von dem Plunder muss also recht schnell wieder im Müll oder Altkleidercontainer landen. Ist es sinnvoll wenn dafür Näherinnen in China, Bangladesch oder der Türkei im Akkord, unter Stress qualitativ nicht gerade hochwertige Jeans, T-Shirts und Jacken herstellen müssen? Dazu sind viele dieser Kleidungstücke aus Baumwolle, die beim Wachstum viel Wasser benötigt, was in den Ländern, in denen sie angebaut wird meist rar ist. Wäre es da vielleicht doch nicht nur sinnvoller, sondern auch nachhaltiger, wenn man vor dem Erwerb eines Kleidungsstücks erst einmal genau überlegt, ob man es tatsächlich braucht, ob es qualitativ so hochwertig gearbeitet ist, dass es möglichst lange hält und dazu so zeitlos schön, dass man es auch wirklich ein paar Jahre lang tragen möchte. Wenn wir statt viel billigem Ramsch wenige qualitativ hochwertige Kleidungsstücke erwerben, dann sparen wir nicht nur Ressourcen und Transportkosten ein, sondern die Näherinnen könnten dann auch bei einem normalen Arbeitstempo einer sinnvolleren Beschäftigung nachgehen. Das garantieren etwa Fair Trade Siegel. Und wenn wir dazu bereit sind für bessere Qualität wieder mehr auszugeben, lohnt es sich vielleicht sogar auch wieder, Kleider in Deutschland herzustellen.
Besonders nachhaltig werden Kleider mit Bio- und Fair Trade Siegel hergestellt. Bei ihrer Produktion wird darauf geachtet, dass keine giftigen Chemikalien eingesetzt werden, weder bei der Erzeugung der Rohstoffe, wie Baumwolle, Leinen, Seide, Wolle und Alpaka, noch bei der Herstellung der Kleider. Das ist viel wert, denn bei der konventionellen Kleiderproduktion kommen viele verschiedene, oft hoch giftige und für die Umwelt schädliche Chemikalien zum Einsatz. Noch ein Grund diese Produkte nicht zu vergeuden, sondern ihnen wieder mehr Wertschätzung entgegen zu bringen.
Was wir trinken: Durch den Kauf von Wasser in PET-Flaschen entstehen jedes Jahr riesige Mengen an Plastikmüll, die leider keineswegs alle recycelt werden. Die Chinesen weigern sich inzwischen unseren Müll, den wir bisher so bequem exportiert haben weiter anzunehmen. Findige Händler von Plastikmüll sind nun auf die glorreiche Idee verfallen den Müll an die Türkei sowie andere asiatische Länder zu verscherbeln. Mit der Folge, dass er dort die Umwelt verschmutzt, ohne dass die Leute vor Ort wüssten, wie sie die riesigen Müllberge bewältigen sollen. Zumindest, was die Wasserflaschen angeht, gäbe es da jedoch eine ganz einfache Lösung. Denn in Deutschland hat das Trinkwasser so gut wie in jedem Ort eine so gute Qualität, dass man es bedenkenlos direkt aus dem Hahn trinken kann. Warum also mühsam Wasser in Flaschen nach Hause karren, wenn es doch direkt aus der Leitung kommt und dabei noch nicht einmal Müll produziert?
Wie wir uns fortbewegen: Biologisch ist der Mensch zum Laufen geschaffen. Als unsere Vorfahren noch als Jäger und Sammler unterwegs waren haben sie täglich weite Strecken zu Fuß zurück gelegt. Dazu ist unser Körper optimiert. Doch die meisten von uns sitzen inzwischen die meiste Zeit des Tages. Mit fatalen Folgen: Viele von uns leiden wegen chronischem Bewegungsmangel an den typischen Zivilisationskrankheiten, wie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Rückenproblemen und vielem mehr. Und wenn wir dann einmal die Chance hätten, uns zu bewegen, dann setzen wir uns wieder hin, und zwar in unser Auto. Dabei läge es doch in unserem ureigensten Interesse einmal ein paar Schritte zu laufen. Wenn man nun unbedingt darauf bestehen möchte erneut zu sitzen, dann doch bitte wenigstens auf dem Fahrrad, zumindest, wenn die Strecke dafür nicht zu weit ist. Die eigene Gesundheit wird es einem danken und dem Klima nutzt es noch obendrein. Für eine klimagerechte Fortbewegung sollten wir im Zweifelsfalle, falls wir nicht laufen oder radfahren wollen, immer, wenn möglich, auf den öffentlichen Nahverkehr oder die Bahn zurückgreifen, denn die sind jeweils umweltfreundlicher, als das Auto. Und wenn wir schon beim Auto sind: Warum braucht heute eine Familie mit einem Kind ein Auto von der Größe eines Kleinlasters? Ist den Eltern nicht bewusst, dass sie so die Ressourcen vergeuden, die ihrem Kind später einmal fehlen werden, wenn es erwachsen ist?
Ähnliche Überlegungen gelten natürlich auch für den Urlaub. Eine Bahnfahrt ist energieeffizienter und damit umweltfreundlicher, als zu fliegen. Besonders starke Klimakiller sind die so beliebten Kreuzfahrtschiffe. Sie stoßen gewaltige Mengen an Dieselqualm aus und erlauben es darüber hinaus auch den Reisenden nicht ein Land oder eine Region in Ruhe kennen zu lernen. Sie sind sozusagen das Fast Food der Reisebranche.
Wie wir konsumieren: Ähnliches, wie bereits für unsere Kleidung gesagt, gilt auch für sonstigen Konsum. Lieber hochwertige, zeitlos schöne Produkte erwerben, als massenhaft Dinge, die wir nach ein paar Tagen oder Monaten nicht mehr sehen können und sie dann im Mülleimer entsorgen. Klar, unser Wirtschaftssystem funktioniert nur, wenn der Konsum stetig zunimmt. Deshalb müssen wir vorsichtig sein, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten. Denn eine florierende Wirtschaft ist nicht nur der Garant für unsere Jobs, sondern auch unsere Demokratie. Aber es sollte doch trotzdem möglich sein, das System mit mehr Nachhaltigkeit zu betreiben. Und das entscheiden eben auch ganz massiv wir Verbraucher. Denn wenn wir bestimmte Produkte einfach nicht kaufen, müssen sich die Hersteller etwas besseres einfallen lassen. Auch hier belebt die Konkurrenz das Geschäft. Und es gibt ja zum Glück immer auch nachhaltig produzierte, hochwertigere Produkte.
Jeder von uns kann also sofort damit beginnen etwas gegen den Klimawandel zu tun. Dabei gilt in Bezug auf unser Konsumverhalten meist das Prinzip: Weniger ist mehr. Der Mensch ist, wie viele Tiere auch, nicht für den Überfluss geschaffen. Wir sind glücklicher, wenn wir weniger, aber dafür uns wertvoller erscheinende Dinge besitzen oder genießen. Im Überfluss erleben wir nur einen kurzen Rausch, den wir nicht selten schnell bereuen. So wie ein Kind, das seine ganzen Ostereier auf einmal auf isst, mit dem Ergebnis, dass ihm schließlich schrecklich schlecht wird. Dabei schmecken die ersten ein zwei Stücke Schokolade doch am Besten und alle weiteren nehmen wir gar nicht mehr so richtig wahr. Wer das einmal begriffen hat, kann sich die Schokolade so einteilen, dass er sich jeden Tag nur zwei Stücke gönnt und sich so über viele Tage über einen echten Genuss freuen kann.
von Ute Keck, 6. Dezember 2019