Quarantäne auf Kreuzfahrtschiff führte zu mehr Erkrankten

Diamond Prinzess. © Michael G. Schroeder. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

Das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess wurde für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt, nachdem bei einem Passagier, der in Hong Kong das Schiff verließ, die Coronavirus-Erkrankung COVID-19 nachgewiesen wurde. Als der Kreuzer in Yokohama einlief, erlaubten die japanischen Behörde bis zum 19. Februar niemandem das Schiff zu verlassen. Doch diese Maßnahme erwies sich als fatal. Denn sie führte zu einer besonders hohen Ansteckungsrate der Passagiere. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher an der Universität Umeå in Schweden.

Innerhalb der vierzehn Tage, in denen die 3.700 Passagiere dicht gedrängt auf dem Kreuzfahrtschiff ausharren mussten, konnte sich das Virus dort optimal ausbreiten. Am Ende der Quarantäne lag die Infektionsrate viermal so hoch, wie in der am stärksten von der Viruserkrankung betroffenen Region Hubei in China. Und dies obwohl an Bord die Passagiere, die bereits Symptome der Erkrankung aufwiesen von den noch symptomfreien separiert wurden. Ein Unterfangen, das jedoch auf einem Kreuzfahrtschiff nicht ganz einfach war. Als die Fahrgäste am 19. Februar endlich das Schiff verlassen durften, hatten sich inzwischen 619 Passagiere mit dem neuartigen Virus infiziert.

Sinnvoller wäre es dagegen gewesen, das gesamte Schiff nach seinem Eintreffen in Yokohama sofort zu evakuieren und die Passagiere, die das größte Risiko trugen, sich bereits infiziert zu haben, einzeln unter Quarantäne zu stellen. Laut den Berechnungen der Forscher hätten sich in diesem Szenario vermutlich nur 70 Passagiere angesteckt. Dennoch war die Isolation der bereits Erkrankten auf dem insgesamt unter Quarantäne stehenden Schiff immer noch besser, als gar nichts zu unternehmen, denn dann hätten sich am Ende vermutlich alle 3.700 Passagiere infiziert.

Universität von Umeå, Schweden, 28. Februar 2020

Originalpublikation:

Rocklöv J, Sjödin H, Wilder-Smith A. COVID-19 outbreak on the Diamond Princess cruise ship: estimating the epidemic potential and effectiveness of public health countermeasures. Journal of Travel Medicine doi/10.1093/jtm/taaa030/5766334?searchresult=1

 

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