Lokale Aktivierung eines Entzündungsschalters ist Ursache für systemischen Lupus erythematodes

Schmetterlingsflechte bei systemischem Lupus © Doktorinternet. CC BY-SA 4.0

Schmetterlingserythem bei systemischem Lupus © Doktorinternet. CC BY-SA 4.0

Ein internationales Forscherteam hat einen zentralen Schalter entschlüsselt, der beim systemischem Lupus erythematodes (SLE) die Entzündungsreaktion befeuert. Bei der auch „Schmetterlingsflechte“ genannten Autoimmunerkrankung werden verschiedene Organe durch entzündliche Prozesse angegriffen. Die Forschungsergebnisse könnten für eine effektivere Therapie genutzt werden.

Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der viele Organe betroffen sein können. Typisch sind auffallende Rötungen, die sich vom Nasenrücken über die Wangen ausbreiten. Wegen dieses Erscheinungsbildes wird die Krankheit auch „Schmetterlingsflechte“ genannt. Etwa 25 von 100.000 Menschen sind von SLE betroffen, die meisten davon sind Frauen. Wie aber kommt es zu dem anhaltenden Entzündungsprozess, der die eigenen Zellen in den betroffenen Organen schädigt? „Die T-Zellen des Immunsystems werden im Lymphgewebe aktiviert und können sich über die Blutbahn in verschiedene Organe, wie zum Beispiel Nieren oder Lunge, ausbreiten“, sagt Lino Teichmann von der Universitätsklinik Bonn.

Der Schalter ICOS sitzt auf der Oberfläche von T-Zellen

Seit Langem rätseln Wissenschaftler, wie es beim SLE zu der chronischen Entzündung in den Organen kommt. Lino Teichmann und sein Team haben nun einen Schalter des Immunsystems entschlüsselt, der die Entzündung in den verschiedenen Organen befeuert. „Eine Schlüsselrolle spielt der Rezeptor ICOS, der sich auf der Oberfläche von T-Zellen befindet“, sagt Lino Teichmann. Die T-Zellen gehören zu den weißen Blutzellen, die in unserem Blut patroulieren und den Körper ständig nach möglichen Eindringlingen absuchen.

Die ungebremste Entzündungsreaktion wird in Gang gesetzt, wenn ein Molekül auf der Oberfläche von Dendritischen Zellen und Fresszellen (Makrophagen) an den Rezeptor ICOS andockt. Dieses Molekül nennen die Forscher ICOS-Ligand (ICOSL). Diese schädigende Kettenreaktion findet in den meisten Organen statt, die von den durch SLE verursachten Entzündungen betroffen sind. „Trotz unterschiedlicher Auslösemechanismen der Erkrankung sind die schädigenden Mechanismen immer sehr ähnlich“, erläutert der Wissenschaftler. Die Forscher haben mit ICOS ein Prinzip entschlüsselt das allen verschiedenen SLE-Formen gemeinsam ist.

Dendritische Zelle. © Judith Behnsen, Priyanka Narang, Mike Hasenberg, Frank Gunzer, Ursula Bilitewski, Nina Klippel, Manfred Rohde, Matthias Brock, Axel A. Brakhage, Matthias Gunzer. CC BY 2.5.

Dendritische Zelle. © Judith Behnsen, Priyanka Narang, Mike Hasenberg, Frank Gunzer, Ursula Bilitewski, Nina Klippel, Manfred Rohde, Matthias Brock, Axel A. Brakhage, Matthias Gunzer. CC BY 2.5.

Die Wissenschaftler entdeckten den Mechanismus bei Mäusen, die an einem dem SLE sehr ähnlichen Krankheitsbild leiden. Für ihre Experimente schalteten sie das Gen für ICOSL in verschiedenen Immunzellen ab, so dass diese Zellen das an ICOS bindende Molekül nicht mehr bilden konnten. Bei den so veränderten Mäuse waren die Entzündungsreaktionen abgeschwächt. „Wir konnten aber nur dann die Entzündung in den betroffenen Organen eindämmen, wenn wir gezielt in dendritischen Zellen und Makrophagen das ICOSL-codierende Gen abschalteten – bei anderen Immunzellen zeigte sich kein Effekt“, berichtet Lino Teichmann. Damit hatten die Wissenschaftler sowohl den Schalter als auch den Auslöser der Kettenreaktion der zu eine Entzündung führte, entschlüsselt.

Hoffnung auf effektivere Therapien

Wenn sich die Ergebnisse aus dem Tiermodell auch auf den Menschen übertragen lassen, könnten sie für neue Therapien genutzt werden. Herkömmliche Therapien gegen SLE sind oft nicht besonders effektiv oder mit größeren Nebenwirkungen verbunden. „Möglicherweise lässt sich die anhaltende Entzündungsreaktion in den Organen stoppen, wenn entweder der Rezeptor ICOS oder das andockende ICOSL mit Antikörpern blockiert werden“, blickt Lino Teichmann in die Zukunft. Das muss sich aber erst noch in weiteren Studien erweisen.

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 17.03.2015

 

Originalpublikation:

Local triggering of the ICOS coreceptor by CD11c+ myeloid cells drives organ inflammation in lupus, Fachjournal “Immunity“, DOI: 10.1016/j.immuni.2015.02.015

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