Der Siegeszug der Kopffüßer

Krake. © public domain.

Krake. © public domain.

Während sich die Populationen vieler Fischarten im Sinkflug befinden nimmt die Zahl der Kopffüßer, wie Kalmare, Kraken und Tintenfische seit 60 Jahren stetig zu. Das berichten Forscher, nachdem sie weltweite Fangzahlen der Weichtiere analysiert haben, wie die Univeristät von Adelaide in Australien berichtet.

Ein Forscherteam unter der Leitung von Zoë Doubleday an der University of Adelaide in Australien erstellte in mühsamer Kleinarbeit eine Datenbank zu internationalen Fangzahlen von drei verschiedenen Kopffüßergruppen und wertete diese aus. Demnach nahm die Zahl der gefangenen Weichtiere seit 1950 stetig zu. Arten wie der Humboldt-Kalmar und manche Sepien scheinen also die Gewinner der jüngsten Veränderungen in den Weltmeeren zu sein.

Ursprünglich waren die Forscher besorgt, weil sie einen Rückgang von Humboldt-Kalamaren in den Laichgebieten der Tiere im südaustralischen Spencer-Golf beobachteten hatten. Deshalb wollten sie wissen, ob dieser Trend auch für andere Gebiete zutraf. Zu ihrer großen Überraschung entdeckten sie jedoch, dass Kopffüßer keineswegs bedroht, sondern vielmehr weltweit auf dem Vormarsch sind. Inzwischen hat sich auch die Population der Humboldt-Kalmare bei Whyalla wieder erholt.

Grund hierfür dürfte die besondere Anpassungsfähigkeit der Tiere sein: Sie wachsen schnell, so dass viele Arten binnen eines Jahres ausgewachsen sind und sich wieder vermehren können. Gleichzeitig leben viele Kopffüßerarten nur ein bis zwei Jahre. Sie sterben, sobald sie für Nachwuchs gesorgt haben. So können schnell, besser an veränderte Umweltbedingungen angepasste Populationen entstehen, als etwa bei machen anderen Meeresbewohnern.

Auch die hohen Fangraten von Fischen, die Kopffüßer auf dem Speiseplan haben oder mit ihnen konkurrieren, könnten zu der starken Ausbreitung der Weichtiere beigetragen haben. Doch auch der Klimawandel mag für den Erfolg der Tiere verantwortlich sein: Höhere Temperaturen könnte das Wachstum der Tiere beschleunigen, so dass sie sich eher vermehren und es zu schnelleren Populationswechseln kommt. Doch laut den Wissenschaftlern ist das alles nur Spekulation. Sie sind gerade dabei weitere Untersuchungen durchzuführen, um diese Fragen zu klären.

Sepia officinalis. © Hans Hillewaert. CC BY-SA 4.0

Sepia officinalis. © Hans Hillewaert. CC BY-SA 4.0

Kopffüßer kommen in allen marinen Lebensräumen vor. Manche der gefräßigen Räuber vertilgen täglich 30% ihres Körpergewichts an Nahrung. Gleichzeitig dienen sie vielen Meerestieren als Beute. Und auch wir Menschen schätzen sie als leckere Calamares a la Romana oder Chipirones a la Plancha.

Der Siegeszug der Kopffüßer in den Weltmeeren ist also sowohl für die marinen Nahrungsnetze als auch für uns Menschen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Vielleicht sollten wir in Zukunft weniger Fisch und stattdessen mehr Tintenfisch essen, um das aus der Balance geratene Gleichgewicht in den Ozeanen wiederherzustellen.

von Ute Keck

Originalpublikation:

Zoë A. Doubleday, Thomas A.A. Prowse10, Alexander Arkhipkin, Graham J. Pierce, Jayson Semmens, Michael Steer, Stephen C. Leporati, Sílvia Lourenço, Antoni Quetglas, Warwick Sauer, Bronwyn M. Gillanders. Global proliferation of cephalopods. Current Biology. Volume 26, Issue 10, pR406–R407, 23 May 2016. DOI: 10.1016/j.cub.2016.04.002

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