Insekten als Fleischersatz?

Gebratene Insekten auf einem Markt in Bangkok. © Takoradee. CC BY-SA 3.0.

Gebratene Insekten auf einem Markt in Bangkok. © Takoradee. CC BY-SA 3.0.

Insekten könnten aufgrund ihres hohen Proteingehalts eine nachhaltige Alternative zu Fleisch werden. Bereits heute stehen bei etwa zwei Milliarden Menschen Insekten auf dem Speiseplan. Dazu gehören etwa Bewohner von Teilen Afrikas, Asiens, Nord-,  Mittel- und Südamerikas, sowie die australischen Ureinwohner. Nur in der westlichen Esskultur ist der Verzehr von Insekten mit Tabus belegt und die Vorstellung Insekten zu essen erregt bei nicht wenigen Ekel. Anders verhält es sich dagegen mit Hummern, Krabben, Krebsen und Garnelen. Diese Gliederfüßler schätzen wir als besondere Delikatessen. Dabei schmecken ihre Verwandten, die Insekten oft durchaus ähnlich gut. Unsere Abneigung ist daher rein kulturell bedingt. Da Insekten die häufigsten Tiere auf der Erde und dazu reich an Proteinen und Ballaststoffen sind empfiehlt die FAO sie als wertvolle Nahrungsquelle. Insekten wachsen 20 Mal schneller als beispielsweise Rinder. Hinzu kommt, dass sie eine ausgesprochen niedrige CO2-Bilanz haben, da sie zum Wachstum nur wenig Wasser und Nahrung benötigen. Als wechselwarme Tiere verbrauchen sie darüber hinaus auch keine zusätzliche Energie, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Doch enthalten sie auch genügend Eisen und andere Mineralien, um Fleisch ersetzen zu können? Diese Frage stellte sich ein Forscherteam aus Chemikern und analysierte die Inhaltsstoffe verschiedener Insektenarten.

Puppen des Seidenspinners. © public domain.

Puppen des Seidenspinners in Korea. © public domain.

In vielen Regionen der Welt gelten Insekten als ausgesprochene Leckerbissen. So werden etwa in Asien die Larven des Seidenspinners nach dem Kochen der Kokons gebraten und verzehrt. In Afrika schätzt man gekochte Termiten, geröstete Heuschrecken und die dicken Palmkäferlarven als willkommene Proteinquellen. Der sogenannte Buschmann-Reis besteht aus den an Reiskörner erinnernden Puppen verschiedener Termitenarten. In vornehmen mexikanischen Restaurants wird „Mexikanischer Kaviar“ gereicht: Gekochte Ameisenlarven, die mit Öl und Knoblauch angerichtet sind. Das Gericht nennt sich Escamoles. Und sogar in Europa war man bis vor Kurzem gegenüber dem Verzehr von Insekten wesentlich offener als heute: Bis Mitte des 20. Jahrhunderts bereitete man in Frankreich und Deutschland eine nach Krebsen schmeckende Maikäfersuppe zu. Insekten können also bei richtiger Zubereitung durchaus delikat sein.

Escamoles in Butter gebraten. © public domain.

Escamoles in Butter gebraten. © public domain.

Hinzu kommt, dass die meisten aller Insektenarten essbar sind. Weltweit dienen jedoch nur rund 2000 verschiedene Insektenspezies als Nahrungsmittel. Um Fleisch ersetzen zu können reicht ein hoher Proteinanteil mit allen essentiellen Aminosäuren jedoch nicht aus. Denn ein weiterer Grund für den Fleischverzehr liegt in seinem hohen Gehalt an gut resorbierbarem Eisen. Denn eine fleischlose Kost führt mitunter zu einem Eisenmangel, der mit gesundheitlichen Problemen, wie schlechteren kognitiven Fähigkeiten, einem geschwächten Immunsystem und Problemen bei der Schwangerschaft einhergehen kann. Um diese Frage zu klären untersuchte ein Forscherteam um Gladys Latunde-Dada am King’s College in London verschiedene Insektenarten auf ihren Eisen- und Mineralgehalt. Damit wollten sie klären, ob Insekten eine gesunde Mahlzeit abgeben.

Wie wäre es mit einer Maikäfersuppe mit Röstbrot und Leber. Leider wurden bei dieser Version die Maikäfer durch Krabben ersetzt, weil Maikäfer inzwischen hierzulande nicht mehr so gerne auf dem Teller gesehen werden. © Rainer Z. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

Wie wäre es mit einer Maikäfersuppe mit Röstbrot und Leber? Leider wurden bei dieser Version die Maikäfer durch Krabben ersetzt, weil Maikäfer inzwischen hierzulande nicht mehr so gerne auf dem Teller gesehen werden. © Rainer Z. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

Die Chemiker untersuchten wieviel Eisen, Calcium, Kupfer, Magnesium, Mangan und Zink in Grashüpfern, Grillen und Mehlwürmern enthalten ist. Dabei fanden sie heraus, dass Grillen besonders reich an Eisen sind. Mit Hilfe eines Tests, der die menschliche Verdauung nachbildet entdeckten sie darüber hinaus, dass sich das in den Insekten enthaltene Calcium, Kupfer und Zink besser aufnehmen lässt, als aus Fleisch. Abschließend kommen die Forscher zu dem Schluss, dass Insekten sehr wohl die wachsende Weltbevölkerung mit wertvollen Nährstoffen versorgen können.

Während wir bei Insektengerichten zögern, würden viele von uns bei einem Schrimps-Salat nicht "Nein" sagen. Dabei gehören beide Arten zu den Gleiderfüßlern. © Yazzmin2. CC BY-SA 4.0. Wikimedia Commons.

Während wir bei Insektengerichten zögern, würden viele von uns bei einem Schrimps-Salat nicht „Nein“ sagen. Dabei gehören beide Arten zu den Gleiderfüßlern. © Yazzmin2. CC BY-SA 4.0. Wikimedia Commons.

von Ute Keck, 27. Oktober 2016

Originalpublikation:

Gladys O. Latunde-Dada, Wenge Yang, Mayra Vera Aviles. In Vitro Iron Availability from Insects and Sirloin Beef. Journal of Agricultural and Food Chemistry, 2016; DOI: 10.1021/acs.jafc.6b03286

 

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