Mit Hecken, Bäumen und Blühstreifen zu mehr Artenvielfalt

Mit der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft schwindet die Anzahl der kleineren Felder und Streuobstwiesen auf denen verschiedene Nutzpflanzen angebaut werden. Sie machen großen Anbauflächen für riesige Monokulturen Platz, die zwar bequem zu bewirtschaften sind, anderen Lebewesen jedoch kaum noch Lebensraum bieten. Eine solche Kulturlandschaft wirkt nicht nur auf den Betrachter eintönig, sondern versäumt es auch die Möglichkeiten zu nutzen, die eine artenreichere Form der Bewirtschaftung bieten kann. Dabei reichen bereits wenige Maßnahmen aus, um die Biodiversität wieder erblühen zu lassen.

Ein Blühstreifen am Rande eines Feldes kann Wildbienen das ganze Jahr über mit Nahrung versorgen. © hardscarf. CC BY-SA 3.0.

Die Artenvielfalt unserer Kulturlandschaft leidet dort am meisten, wo auf großen Flächen Monokulturen angebaut werden. Ihnen fehlt der Lebensraum für Nutzinsekten, die unsere Kulturpflanzen bestäuben, Vögel, die Schadinsekten fangen, aber auch Raubvögeln, die Mäuse kurz halten können, sowie Fledermäusen, die ebenfalls eine gewaltigen Beitrag dazu leisten nachtaktive Schadinsekten in Schach zu halten. Denn ein intaktes Ökosystem stellt gerade für die Landwirtschaft zahllose Dienste bereit. Es wäre Verschwendung, sie nicht zu nutzen.

In Deutschland leben 25 verschiedene Fledermausarten. Jede von ihnen bevorzugt eine andere Kost. So nährt sich das Mausohr etwa von Laufkäfern, während das Langohr Jagd auf Falter macht. Zwergfledermäuse dagegen schwärmen für Mücken. Davon können sie gar nicht genug bekommen. Alleine in einer Nacht erbeutet ein Tier etwa 1.000 Mücken. Da kann man sich denken, was wir den nachtaktiven Räubern verdanken, um Mückenplagen einzudämmen.

Auch viele Vögel ernähren sich mit Vorliebe von Insekten. Doch wenn sie keine Nistmöglichkeiten am Rande unserer Felder finden, können sie ihre Rolle bei der Schädlingsbekämpfung nicht erfüllen. Wenn deshalb die Bauern mehr Insektizide spritzen müssen, töten sie auch die nützlichen Insekten, wie etwa Raubmilben und Raubwanzen, die andere Insekten fressen oder Glühwürmchenlarven die sich an Schnecken gütlich tun. Würde man dagegen diese Leistungen eines intakten, diversen Ökosystems nutzen könnte die Schädlingsbekämpfung wesentlich niedriger ausfallen.

Geradezu essentiell ist dagegen die Bestäubung unserer Nutzpflanzen durch verschiedene Insekten. Ohne diesen Service des Ökosystems würden unsere Ernteerträge drastisch schrumpfen. In China gibt es schon heute eine Provinz, in der Spatzen aus ideologischen Gründen ausgerottet wurden. Bei dieser Aktion dezimierte man auch unabsichtlich die Bestäuberinsekten. Nun müssen Menschen an ihrer Stelle diese Aufgabe übernommen. Allerdings mit weitaus geringerer Effizienz als die fleißigen Insekten.

Doch nicht nur vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen zahlt es sich aus auf unseren Nutzflächen wieder mehr Vielfalt einzuführen, sondern dies ist auch unter dem Gesichtspunkt der stetig schwindenden Artenvielfalt im Zuge des Klimawandels dringend notwendig. Wie Forscher von der University of California in Berkley herausgefunden haben, kann man dieses Ziel mit relativ einfachen Maßnahmen erreichen.

So könnten etwa Bäume oder Hecken, die um ein Feld herum gepflanzt werden verschiedensten Tieren, wie Vögeln, Fledermäusen und Nutzinsekten als Nist- und Wohnraum dienen. Wichtig ist dabei, dass das in diesem Bereich anfallende Todholz liegen bleibt, weil es vielen Insekten als Nahrung oder Unterschlupf dient. Auch eine Vielfalt an verschiedenen Nutzflächen, wie Streuobstwiesen, Weiden, Blumenstreifen und Feldern fördert die Artenvielfalt. Gerade geschickt gewählte Blühstreifen können Wildbienen das ganze Jahr über zum Verweilen einladen. Ein wichtiger Faktor, können sie doch auch bei einer frühen Blühte die Obstbäume noch bestäuben. Gerade in Zeiten des Klimawandels eine unverzichtbare Leistung. Und auch der menschliche Betrachter hat seine Freude an einer solch diversen Kulturlandschaft.

von Ute Keck, 25. Oktober 2018

Originalpublikation:

C. Kremen, A. M. Merenlender. Landscapes that work for biodiversity and people. Science, 2018; 362 (6412): eaau6020 DOI: 10.1126/science.aau6020

 

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