Wie Vögel die Warnrufe anderer Tiere lernen

Prachtstaffelschwanz. © Jessica McLachlan. The Australian National University.

Prachtstaffelschwanz (Malurus cyaneus) . © Jessica McLachlan.

Viele Tiere verstehen die Warnrufe andere Spezies und reagieren auf sie mit ähnlich schnellen Fluchtreaktionen, wie auf die Warnrufe ihrer eigenen Art. Doch wie die Tiere lernen, welche Bedeutung der Ruf einer anderen Tierart hat blieb für die Forscher bisher ein Rätsel. Nun ist es Biologen mit einem einfachen Trick gelungen wilden Vögeln die Bedeutung fremder Warnrufe beizubringen.

Wie die Australian National University (ANU) berichtet diente den Forschern um Robert Magrath ein Prachtstaffelschwanz (Malurus cyaneus), ein Vogel aus der Familie der Australischen Sänger, der auf dem Unicampus in der nähe seines Büros lebte als erstes „Versuchskaninchen“. Bisher hatten die Wissenschaftler mit verschiedensten Ansätzen versucht herauszufinden, wie Tiere eine andere Sprache lernen. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg.

Robert Magrath mit dem Modell eines Falkens. © Stuart Hay, The Australian National University.

Robert Magrath mit dem Modell eines Falkens. © Stuart Hay, The Australian National University.

Bis die Forscher auf die Idee kamen, den fremden Warnruf mit einer gleitenden Attrappe eines Raubvogels zu kombinieren. Zur großen Freude der Forscher gelang es ihnen damit die harte Nuss ihrer Lernexperimente zu knacken. Mit diesem Trick lernen die Vögel erstaunlich schnell die Bedeutung der für sie fremden Laute. Bereits nach acht Versuchen, die sich über zwei Tage erstreckten, reagierten sie auf den Warnruf alleine mit einer Fluchtreaktion. Die Tiere lernen also in der Natur ganz einfach das Auftreten eines Fressfeindes mit den wiederholt geäußerten Warnrufen einer anderen Tierart zu verbinden, die sich in ihrer Umgebung befindet. Wie Scimondo bereits früher berichtete macht sich der südafrikanische Drongo diese Tatsache zu Nutze, um seinen Opfern das Futter zu stibitzen.

Laut den Forschern könnten die neuen Erkenntnisse dazu genutzt werden in Gefangenschaft aufgezogenen Vögeln beizubringen, Alarmrufe anderer Tierarten zu verstehen.

Vermutlich entspricht diese Art des Lernens der Klassischen Konditionierung.  Auf ähnliche Weise haben Menschen im Krieg gelernt den Fliegeralarm mit einem Bombenangriff zu verbinden. Auch dort war die Lerngeschwindigkeit vergleichbar schnell. Bei vielen Menschen löste bereits beim dritten Hören des Alarms der Signalton alleine Angst aus. Und vielen Überlebenden des Zweiten Weltkriegs ergeht es auch heute in Friedenszeiten immer noch nicht anders, wenn sie einen Probenalarm hören. (Anmerkung der Redaktion von Scimondo).

von Ute Keck

 

Originalpublikation:

Robert D. Magrath, Tonya M. Haff, Jessica R. McLachlan, Branislav Igic. Wild Birds Learn to Eavesdrop on Heterospecific Alarm Calls. Current Biology, 2015 DOI: 10.1016/j.cub.2015.06.028

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