Was dem Weberknecht den Jagderfolg garantiert

Weberknecht. © Axel Schönhofer

Weberknecht. © Axel Schönhofer

Weberknechte, eine heimische Spinnenart, können ihre Beute blitzschnell ergreifen. Flinke Insekten fangen sie durch ihre schnelle Reaktion und dank der klebrigen Tröpfchen, die sie an ihren Kiefertastern tragen. Wissenschaftler haben nun mithilfe von Hochgeschwindigkeitsvideoaufnahmen erforscht, wie Weberknechte ihre Beute festhalten.

Vor ihren Laufbeinen besitzen Weberknechte ein Paar kleinerer Extremitäten, die sogenannten Kiefertaster (Pedipalpen). Es handelt sich um Mundwerkzeuge, die den Tieren zum Tasten und Beutefangen dienen. Bereits vor einigen Jahren entdeckte Jonas Wolff von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) auf hochauflösenden Bildern eines Weberknechtes feinste Flüssigkeitströpfchen, die die Pedipalpen bedeckten. „Die Tropfen erinnerten mich an eine fleischfressende Pflanze, die mittels klebrigen Substanzen auf ihren Blättern Insekten einfängt,“ erinnert sich Wolff. Damit war die Neugier des Biologen geweckt. Zusammen mit seinen Kollegen fütterte er Weberknechte mit kleinen, am Boden lebenden Insekten, sogenannten Springschwänzen. Diese Tiere können sich extrem schnell bewegen und sind daher für viele Tiere schwer zu erbeuten. Die Wissenschaftler filmten die Weberknechte bei ihrer Jagd auf die Springschwänze und stellten fest, dass die Spinnen die flinken Insekten mithilfe ihres klebrigen Sekrets festhielten. So waren die Weberknechte bei jedem zweiten Versuch erfolgreich. Die Springschwänze gingen ihnen sozusagen auf den Leim.

„Als nächstes untersuchten wir, wie die klebrigen Haare auf dem Pedipalpus der Weberknechte aufgebaut sind und funktionieren“, berichtet Wolff. Dabei stellte die geringe Größe der Weberknechte (2 bis 4 Millimeter ohne Beine) für die Wissenschaftler eine echte Herausforderung dar. Um die Haftungseigenschaften der Klebetröpfchen zu untersuchen befestigte das Forscherteam eine Glaspipette an den Pedipalpen und zogen mit unterschiedlichen Kräften und Geschwindigkeiten an dem Sekret. Mit erstaunlichem Ergebnis: Bereits ein einzelnes, 10 Mikrometer großes Tröpfchen des Klebers reichte aus, um einen Springschwanz festzuhalten. Aber damit nicht genug: Je stärker die Forscher an dem Sekret zogen, desto stärker war die Kraft, die die Substanz aushielt. „Dies zeigt, dass der Kleber eine sogenannte nicht-Newtonsche Flüssigkeit ist“, erklärt Wolff. „Je mehr die Beute kämpft, desto mehr wird sie festgehalten. Eine tödliche Falle.“

Dabei ist es gar nicht so einfach die Springschwänze mittels Klebetropfen zu fixieren: Die Körperoberfläche der Insekten ist antihaft-beschichtet und erschwert deshalb das Anhaften jeglicher klebender Substanzen. Doch die Klebetropfen der Weberknechte können diese Oberfläche problemlos benetzen. Deshalb geht das Forscherteam davon aus, dass das klebende Sekret der Weberknechte ähnliche elastische Eigenschatten hat, wie Spinnenseide oder die Sekrete insektenfressender Pflanzen. „Diese Ähnlichkeit ist sehr spannend und deutet an, dass die Nutzung von Klebstoffen eine sehr effektive und wirtschaftliche Möglichkeit ist, Beutetiere zu fangen“, fasst Wolff die Erkenntnisse zusammen.

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), 02.10.2014

 

Link zum Video, wie der Weberknecht Springschwänze jagt

Originalpublikation:
Wolff, J.O., Schönhofer, A.L., Schaber, C.F. und Gorb, S.N. (2014): Gluing the ‘unwettable’: soil-dwelling harvestmen use viscoelastic fluids for capturing springtails. Journal of Experimental Biology, 217, 3535-3544, dx.doi.org/10.1242/jeb.108852

 

Kommentare sind geschlossen.