Ursache für MERS-Ausbruch geklärt

Dromedar mit Fohlen. © Garrondo. CC BY-SA 3.0

Dromedar mit Fohlen. © Garrondo. CC BY-SA 3.0

Im Frühjahr dieses Jahres kam es in Saudi-Arabien zu einer rasanten Ausbreitung lebensgefährlicher Lungenentzündungen. Auslöser war das neu entdeckte MERS-Coronavirus. Epidemiologen der Weltgesundheits-organisation befürchteten schon, das Virus sei mutiert und dadurch gefährlicher geworden. Virologen haben nun den Ausbruch und das Virus untersucht. Resultat ihrer Analyse: Das Virus ist nicht mutiert. Das Hauptproblem scheint dagegen in einer mangelhaften Krankenhaus-Hygiene gelegen zu haben.

Im März und April dieses Jahres alarmierte ein MERS-Ausbruch im saudi-arabischen Dschidda Gesundheitsexperten aus aller Welt. Innerhalb von nur vier Wochen steckten sich etwa 200 Menschen mit dem Virus an – das sind innerhalb kürzester Zeit genau soviele, wie seit der Entdeckung des Virus im Jahr 2012 zusammen genommen. MERS steht für Middle East Respiratory Syndrome. Das Virus verursacht eine Lungenentzündung, die bei jedem dritten Patienten tödlich endet. Angesichts des Ausbruchs befürchteten Epidemiologen schon, ein mutiertes Virus könnte im schlimmsten Fall eine weltweite Epidemie auslösen.

Virologen der Universität Bonn haben nun den Ausbruch und das beteiligte Virus untersucht. Ihren Analysen zufolge ist das MERS-Virus aus Dschidda nicht ansteckender als jener Stamm, der 2012 isoliert wurde. Auch hat es keine Mechanismen entwickelt, die es ihm erlauben die menschliche Immunabwehr zu umgehen.

Mangelnde Krankenhaushygiene war Ursache der Ausbreitung des Virus

Ursache war stattdessen vermutlich ein Problem mit der Krankenhaus-Hygiene. Die Hälfte der infizierten Patienten wurde im König Fahd Hospital in Dschidda behandelt. „Wir nehmen an, dass es dort zur massenhaften Übertragung der Krankheit gekommen ist“, sagt Studienleiter Christian Drosten. MERS-Erkrankte müssen häufig beatmet werden. Wird der Beatmungsschlauch unsachgemäß entfernt, können infektiöse Aerosole frei werden, die viele Milliarden Viren enthalten können. Außerdem sei das Pflegepersonal in Saudi-Arabien oft schlecht ausgebildet. „Es ist enorm wichtig, an diesem Punkt anzusetzen“, sagt Christian Drosten. In Deutschland sei ein ähnlicher Ausbruch wohl kaum zu befürchten.

Der MERS-Ausbruch stellte dieses Frühjahr weltweit ein großes infektionsmedizinisches Problem dar. Entgegen anfänglicher Befürchtungen blieb er jedoch auf Dschidda beschränkt und ebbte schließlich wieder ab. Grund war wohl unter anderem die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen in den Krankenhäusern, etwa eine bessere Isolierung von Patienten. „Das zeigt, wie effizient selbst einfache Methoden gegen ein derartiges Virus sein können“, betont Christian Drosten.

Universität Bonn, 17.10.2014

 

Originalpublikation:
Christian Drosten, Doreen Muth, Victor Corman, Raheela Hussain, Malaki Al Masri, Waleed HajOmar, Olfert Landt, Abdullah Assiri, Isabella Eckerle, Ali Al Shangiti, Jaffar A. Al-Tawfiq, Ali Albarrak, Alimuddin Zumla, Andrew Rambaut, Ziad Memish: An observational, laboratory-based study of outbreaks of MERS-Coronavirus in Jeddah and Riyadh, Kingdom of Saudi Arabia, 2014; Clinical Infectious Diseases; DOI: 10.1093/cid/ciu812

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