Das Dengue-Fieber ist, wie Ebola, ein sogenanntes haemorrhagisches Fieber, das zu inneren Blutungen mit Todesfolgen führen kann. Es wird durch das Dengue-Virus ausgelöst, gegen das es bisher keine wirksamen Medikamente und Impfstoffe gibt. Nun ist es Wissenschaftlern gelungen sehr effektive und hochspezifische, neue Wirkstoffe gegen das Virus herstellen.
Wissenschaftler konzentrieren sich bei ihrer Suche nach Medikamenten gegen das Dengue-Virus auf ein bestimmtes Enzym des Erregers, die so genannte Protease NS2B/NS3. Denn Wirkstoffe, die an ähnlichen Proteasen anderer Viren angreifen haben sich als sehr wirksam erwiesen. Sie werden bereits bei der Behandlung von HIV- und Hepatitis-Patienten erfolgreich eingesetzt.
Auch gegen die Dengue-Protease gibt es bereist einige Wirkstoffe. Sie sind jedoch bestenfalls dazu in der Lage, die Vermehrung der Viren auf die Hälfte zu reduzieren. Für einen wirksamen Hemmstoff ist das zu wenig. Dem Forscherteam um den Würzburger Virologen Jochen Bodem ist es nun gelungen wesentlich effektivere Wirkstoffe gegen das Dengue-Virus zu entwickeln.
„Wir haben sieben gute bis sehr gute Hemmstoffe aus der Molekülklasse der Diaryl-Thioether entwickelt, und zwei davon sind sogar richtig gut“, sagt Bodem. Die beiden besten Wirkstoff-Kandidaten können die Virenpopulation in Zellkultur bereits bei sehr niedrigen Konzentrationen auf nur rund drei Prozent senken. Und bei dieser hohen Wirksamkeit sind die Hemmstoffe darüber hinaus auch noch sehr spezifisch: Sie richten sich ausschließlich gegen die Proteasen des Dengue-Virus und haben keinerlei Wirkungen auf sehr nahe verwandte Viren, wie etwa das Hepatitis-C-Virus.
Dengue-Fieber weltweit auf dem Vormarsch
Ursprünglich kam Dengue-Fieber nur in den Tropen vor. Seit einigen Jahren verbreitet es sich jedoch auch in anderen warmen Gebieten, wie etwa am Mittelmeer. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dies auf den Klimawandel zurück geht: Denn die Tigermücke, die das Virus auf den Menschen überträgt, konnte ihr Verbreitungsgebiet dank der zunehmende Erderwärmung ausdehnen.
Das Robert-Koch-Institut berichtete schon 2010 von Dengue-Fieber Fällen, die in Südfrankreich und Kroatien aufgetreten waren. In Deutschland gab es 2013 insgesamt 879 Patienten, die an Dengue-Fieber erkrankten. Alle von ihnen hatte sich jedoch bei einer Reise in südliche und tropische Länder infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der weltweiten Infektionen auf jährlich 390 Millionen. Noch 1970 beschränkte sich die Verbreitung des Dengue-Fiebers auf nur neun Ländern. Inzwischen hat sie sich auf mehr als 100 Staaten ausgeweitet.
Der Krankheitsverlauf reicht von symptomlos bis tödlich
Überträger der Virusinfektion ist die Tigermücke und andere Stechmücken. Meist bleibt die Infektion unbemerkt, denn fast 90 Prozent der Infizierten entwickeln keinerlei Krankheitssymptome. Die restlichen 10 Prozent der Fälle bekommen ähnliche Symptome, wie bei einer Grippe. Besonders bei Kindern kann die Krankheit aber auch lebensbedrohliche Züge annehmen: Dann leiden die Patienten neben Muskel- und Gliederschmerzen an tagelang andauerndem hohem Fieber und innere Blutungen. Ohne eine intensivmedizinische Behandlung stirbt etwa die Hälfte der von dieser schweren Verlaufsform betroffenen Patienten.
Bislang gibt es noch keine Impfung und auch keine spezifisch gegen Dengue-Fieber wirkenden Medikamente. Bleibt also vorerst nur die Möglichkeit, sich in den Verbreitungsgebieten des Dengue-Virus so gut wie möglich vor Mückenstichen zu schützen, etwa indem man die Haut dem Zugriff der Mücken, durch geeignete Kleidung, entzieht und mückenabwehrende Cremes verwendet.
Julius-Maximilians Universität Würzburg, 09.12.2014
Originalpublikation:
Hongmei Wu, Stefanie Bock, Mariya Snitko, Thilo Berger, Thomas Weidner, Steven Holloway, Manuel Kanitz, Wibke E. Diederich, Holger Steuber, Christof Walter, Daniela Hofmann, Benedikt Weißbrich, Ralf Spannaus, Eliana G. Acosta, Ralf Bartenschlager, Bernd Engels, Tanja Schirmeister, and Jochen Bodem. Novel Dengue virus NS2B/NS3 protease inhibitors. Antimicrobial Agents and Chemotherapy, doi:10.1128/AAC.03543-14