Froschzunge wirkt wie ein muskelbepackter Haftstreifen

Der Schmuckhornfrosch (Ceratophrys cranwelli) gehört zu den Ansitzjägern, die sich in lockerer Erde eingraben und regungslos auf Beute lauern. © Kleinteich

Der Schmuckhornfrosch (Ceratophrys cranwelli) gehört zu den Ansitzjägern, die sich in lockerer Erde eingraben und regungslos auf Beute lauern.
© Kleinteich

Was passiert wenn eine Froschzunge eine Oberfläche berührt? Dieser Frage sind Wissenschaftler nun nach gegangen. Wie sie heraus fanden, ähnelt die Zunge eines Frosches einem Klebeband. Denn wie bei diesem bilden sich beim Ablösen der Zunge von einer Oberfläche zunächst viele kleine Fäden, die dann nach und nach brechen, bevor der Kontakt ganz abreißt.

Versuchsaufbau: Kieler Wissenschaftler filmten mit einer Hochgeschwindigkeitskamera, wie Frösche mit ihrer Zunge gegen eine Glasscheibe schlagen. Dort, wo die Glasscheibe berührt wird, leuchtet sie auf. © Kleinteich

Versuchsaufbau: Kieler Wissenschaftler filmten mit einer Hochgeschwindigkeitskamera, wie Frösche mit ihrer Zunge gegen eine Glasscheibe schlagen. Dort, wo die Glasscheibe berührt wird, leuchtet sie auf.
© Kleinteich

„Wir haben Schmuckhornfrösche dazu verleitet, mit ihrer Zunge gegen eine Glasscheibe zu schlagen, hinter der eine Grille platziert war“, erklärt Thomas Kleinteich von der Universität Kiel den Versuch. Das Glas verbanden die Forscher mit einer Lichtquelle, damit die Stellen aufleuchteten, die von der Zunge berührt wurden. Dieses Aufleuchten filmten die Forscher mit einer Hochgeschwindigkeitskamera (Auflösung 0,5 Millisekunden). So konnten sie genau beobachten, wie der Kontakt entsteht und wieder abbricht.

In der Hochgeschwindigkeitsaufnahme (hier Standbild) sind die Fäden gut zu erkennen, die beim Ablösen der Froschzunge von der Glasscheibe entstehen. © Kleinteich

In der Hochgeschwindigkeitsaufnahme (hier Standbild) sind die Fäden gut zu erkennen, die beim Ablösen der Froschzunge von der Glasscheibe entstehen.
© Kleinteich

Auch die Anatomie der Froschzungen haben die Zoologen genauer unter die Lupe genommen. Anhand von 3D-Modellen, die mit einem Mikro-Computertomographen erstellt wurden, konnten sie erkennen, wie die einzelnen Muskelfasern in der Zunge angeordnet sind.

Mikro-CT-Aufnahme einer Froschzunge: Die Muskelfasern (rot eingefärbt) verteilen sich gleichmäßig über die gesamte Zungenoberfläche. © Kleinteich

Mikro-CT-Aufnahme einer Froschzunge: Die Muskelfasern (rot eingefärbt) verteilen sich gleichmäßig über die gesamte Zungenoberfläche.
© Kleinteich

Fasziniert stellten die Forscher fest, dass sich der Muskel unter der Zungenoberfläche regelrecht auffächert. Zieht der Frosch seine Zunge mit der daran haftenden Beute ins Maul zurück, so verteilt sich die Kraft gleichmäßig über die gesamte Zungenoberfläche. Dabei wirken vergleichbar starke Kräfte, wie wenn man versucht, ein Klebeband senkrecht von einer Oberfläche abzuziehen. So gelingt es den Tieren spielend ihre Beute, wie etwa Insekten oder kleinere Fröschen und Mäuse mit ihrer Zunge festzuhalten und in ihr Maul zu befördern.

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 01.10.2015

Originalpublikation:

Thomas Kleinteich and Stanislav Gorb. Frog tongue acts as muscle powered adhesive tape. R. Soc. open sci. 150333. DOI: 10.1098/rsos.150333

Kommentare sind geschlossen.