Links- oder Rechtshänder: Die Umwelt entscheidet

Ob wir Rechts- oder Linkshänder sind hängt letztlich von Umwelteinflüssen während unserer Entwicklung im Mutterleib ab. © Judith Bremer. CC BY-SA 3.0 DE

Ob wir Rechts- oder Linkshänder sind, geht nicht auf eine Wichenstellung in unserem Gehirn zurück, sondern auf asymmetrische Genaktivitäten im Rückenmark. Ursache hierfür waren epigenetische Faktoren bei unserer Embryonalentwicklung, die letztlich auf Umwelteinflüsse zurück gehen. Damit ist es quasi vom Zufall abhängig, ob wir Rechts- oder Linkshänder werden wie Forscher nun herausgefunden haben. Da die hierfür verantwortliche Genaktivität im Rückenmark bereits im Mutterleib asymmetrisch ist, wird die Vorliebe für die linke oder rechte Hand vermutlich durch diese Asymmetrie hervorgerufen.

Den Forschern zufolge verändern die Ergebnisse unser Verständnis über den Ursprung körperlicher Asymmetrien fundamental..

Vorliebe wird schon im Mutterleib deutlich

Bislang deutete alles darauf hin, dass Unterschiede in der Genaktivität der rechten und linken Gehirnhälfte über die Händigkeit eines Menschen entscheiden. Bereits im Mutterleib ab der achten Schwangerschaftswoche entwickelt der Embryo eine Vorliebe für die linke oder rechte Hand, wie Ultraschalluntersuchungen schon in den 1980er-Jahre ergaben. Ab der 13. Schwangerschaftswoche nuckeln ungeborene Kinder entweder bevorzugt am rechten oder am linken Daumen.

Arm- oder Handbewegungen werden über den motorischen Cortex im Gehirn eingeleitet. Er schickt ein entsprechendes Signal an das Rückenmark, welches den Befehl in eine Bewegung umsetzt. Doch anfangs ist die motorische Großhirnrinde noch gar nicht mit dem Rückenmark verbunden. Dennoch beobachtet man bereits in dieser Zeit Vorstufen der Händigkeit. Daher vermuteten die Forscher, dass die Ursache für die Rechts-links-Präferenz eher im Rückenmark als im Gehirn liegen muss.

Umweltfaktoren letztlich entscheidend

Um ihre Annahme zu überprüfen, untersuchten die Forscher die Genaktivität im Rückenmark während der achten bis zwölften Schwangerschaftswoche. Dabei entdeckten sie in der achten Woche deutliche Unterschiede zwischen links und rechts in genau den Rückenmarkssegementen, die die Bewegungen der Arme und Beine steuern. Bereits zu diesem Zeitpunkt hat sich bei ungeborene Kinder eine Vorliebe für die linke oder rechte Hand herausgebildet.

Grund für die asymmetrische Genaktivität sind laut den Forschern epigenetische Faktoren, deren Ausprägung auf Umwelteinflüsse zurückgehen. Diese Einflüsse können etwa bewirken, dass Enzyme Methylgruppen an bestimmte Bereiche des Erbguts hängen, um die Aktivität der betroffenen Gene zu drosseln. Da diese Modifikationen im linken und rechten Rückenmark verschieden stark ausgeprägt sind, unterscheidet sich die Genaktivität auf beiden Seiten.

Ruhr-Universität Bochum, 17. Februar 2017

Originalpublikation:

Sebastian Ocklenburg et al.: Epigenetic regulation of lateralized fetal spinal gene expression underlies hemispheric asymmetries, in: eLife, 2017, DOI: 10.7554/eLife.22784

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