Sofortige Einnahme von Aspirin senkt Risiko nach leichtem Schlaganfall

Wichtigste Symptome eines Schlaganfalls. © gemeinfrei.

Wichtigste Symptome eines Schlaganfalls. © gemeinfrei.

Patienten, die unmittelbar nach den Symptomen eines leichten Schlaganfalls Aspirin einnehmen haben ein deutlich geringeres Risiko einen richtigen Schlaganfall zu erleiden. Zu dieser Erkenntnis kommt ein europäisches Forscherteam. Es empfiehlt Patienten daher, wenn sie leichte schlaganfallartige Symptome bei sich beobachten sofort Aspirin einzunehmen. Diese Maßnahme senkt deutlich die Gefahr, in den folgenden Tagen von einem richtigen Schlaganfall betroffen zu sein.

Schlaganfall ist eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland und mit jährlich rund 65.000 Todesfälle die dritthäufigste Todesursache. Er ist darüber hinaus die häufigste Ursache für mittlere und schwere Behinderungen. Wobei vor allem ältere Menschen betroffen sind: 51 % aller Patienten sind über 75 Jahre alt.

Nicht selten treten Schlaganfälle völlig unerwartet auf. Doch vielfach erleiden die Betroffenen vorher einen leichten Schlaganfall, dessen Symptome nur vorübergehend auftreten und meist nach 24 Stunden wieder verschwinden. Ein solcher leichter Schlaganfall wird durch eine vorübergehende Unterbrechung der Blutzufuhr im Gehirn verursacht. Dadurch kommt es zu einer Minderdurchblutung des Gehirns und einer Unterversorgung der Nervenzellen mit Sauerstoff und Glukose. Da Nervenzellen einen hohen Energiebedarf haben hat dies sofortige Konsequenzen: Die dabei auftretenden Symptome ähneln denen eines richtigen Schlaganfalls: plötzliche Schwäche auf einer Körperseite, Verwirrung und Sprachstörungen, Sehstörungen (für einen Schnelltest für Laien zur Überprüfung eines Schlaganfallverdachts siehe Link am Ende des Artikels).

Aspirin wird bereits erfolgreiche bei Patienten angewandt, die nach einem leichten Schlaganfall in der Klinik behandelt werden. Es dient der Vorbeugung gegen einen weitere Schlaganfall. So lässt sich das Risiko um etwa 15% senken. Aufgrund einer vorangegangenen Studie war ein Forscherteam um den Svhlaganfallexperten Peter Rothwell an der Universität Oxford jedoch davon überzeugt, dass eine sofortige Behandlung mit Aspirin eine noch größeren Wirkung haben könnte.

Peter Rothwell erklärt: Unmittelbar nach einem leichten Schlaganfall ist die Gefahr einen richtigen Schlaganfall zu erleiden um das 1000fache erhöht. Bereits in einer früheren Studie hatte das Forscherteam herausgefunden, dass die Gabe eines Medikamentencocktails direkt nach einem leichten Schlaganfall das Risiko, innerhalb einer Woche einen weiteren Schlaganfall zu erleiden von 10% auf 2% zu senken vermag. Doch die Forscher wussten nicht, welche Komponente des Medikamentencocktails den wesentlichen Effekt hatte.

Eine der Komponenten war Aspirin. Aus anderen Studien war jedoch bekannt, dass der langfristige Nutzen von Aspirin bei der Schlaganfallprävention nur relativ gering ist. Die Forscher vermuteten, dass eine frühzeitige Einnahme von Aspirin wesentlich mehr bewirken könnte, dieser Effekt aber bei der Auswertung der Studien nicht beachtet worden war.

Um diese Frage zu klären analysierte das Team die Patientendaten von zwölf Studien, die insgesamt 16.000 Personen umfassten, noch einmal im Hinblick auf den präventiven Nutzen von Aspirin gegen einen weiteren Schlaganfall. Darüber hinaus untersuchten sie die Ergebnisse von drei weiteren Studien, an denen 40.000 Patienten teilgenommen hatten, die nach einem akuten Schlaganfall behandelt wurden.

Wie die Forscher heraus fanden, reduziert Aspirin das Risiko eines Schlaganfalls vor allem in den ersten paar Wochen und bewirkt gleichzeitig, dass ein dennoch auftretender Schlaganfall weniger gravierend ausfällt. Demnach mindert Aspirin nicht nur, wie die Studien bisher berichteten, das langfristige Risiko für einen Schlaganfall um 15%. Vielmehr senkt es das frühe Risiko einen gravierenden Schlaganfall in den ersten paar Tagen oder Wochen zu erleiden um 70 bis 80%.

Laut Rothwell belegen ihre Ergebnisse die Wirksamkeit der frühen Behandlung eines leichten Schlaganfalls und zeigen, dass Aspirin die wichtigste Komponente bei dieser Therapie ist. Eine sofortige Behandlung mit Aspirin kann also das Risiko und das Ausmaß eines Schlaganfalls deutlich reduzieren. Er empfiehlt Ärzten daher, Aspirin sofort zu geben, wenn der Verdacht eines leichten Schlaganfalls besteht und nicht abzuwarten, bis die Spezialisten alle Untersuchungen durchgeführt haben.

Dale Webb, Direktor Forschung und Information bei der englischen Stroke Association schließt aus den Forschungsergebnissen, dass jeder, der bei sich die Symptome eines Schlaganfalls beobachtet, bevor er sich in ärztliche Behandlung begibt eine Dosis von 300 mg Aspirin nehmen kann.

Oxford University, England, 19 Mai 2016

Vorsicht: Die gleichen Symptome treten auch auf, wenn eine Hirnblutung vorliegt. Da Aspirin die Blutgerinnung hemmt, darf bei einer Hirnblutung keinesfalls Aspirin gegeben werden, da es die Blutung massiv verstärkt. Aspirin hemmt die Aggregation der Blutblättchen, die für die Gerinnung verantwortlich sind. Da Aspirin irreversibel an die Cyclooxygenase der Blutblättchen bindet hängt die Dauer seiner Blutgerinnungs hemmenden Wirkung von der Lebensdauer der Blutblättchen ab. Die Hemmung der Blutgerinnung dauert etwa eine Woche an und kann nicht durch ein Gegenmittel wiederhergestellt werden. Allerdings treten laut Wikipedia Schlaganfälle durch Einengung oder Verstopfen einer Arterie im Gehirn rund 10 mal häufiger auf, als Hirnblutungen. (Redaktion von Scimondo.)

FAST-Test für Laien zur Überprüfung eines Schlaganfallverdachts

 

Originalpublikation:

Rothwell, Peter M et al. Effects of aspirin on risk and severity of early recurrent stroke after transient ischaemic attack and ischaemic stroke: time-course analysis of randomised trials. The Lancet, Published online May 18,DOI: 10.1016/S0140-6736(16)30468-8

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