„Mit einem Lächeln gewinnt man mehr Freunde als mit einem langen Gesicht“ – dieses chinesische Sprichwort haben Wissenschaftler nun mit einer Studie belegt. Die Forscher haben untersucht, ob Probanden mit ihrem Lächeln Vertrauen erwecken und davon profitieren können. Die Ergebnisse zeigen, dass ein als authentisch empfundenes Lächeln einen Menschen vertrauenswürdig macht. Und das zu Recht, denn meistens sind diese Menschen dann auch kooperativer. Die Studie zeigt, dass das authentische Lächeln unterbewusst eher dann eingesetzt wird, wenn es um höhere Gewinne geht und man es ehrlich meint. Es scheint also Energie zu kosten, so zu lächeln, die man nur aufbringt, wenn es sich lohnt. Am authentischen Lächeln eines anderen lässt sich verlässlich ablesen, ob er kooperativ ist.
Lächeln ist in allen menschlichen Gesellschaften ein elementarer Bestandteil der Kommunikation. Manche Forscher vermuten, dass es im Laufe der Evolution aus einer Art Unterwerfungsgeste heraus entstanden ist, wie man sie heute noch bei Affen beobachten kann. Dabei ziehen sozial tiefer gestellte Tiere ihre Lippen zurück und stellen ihre Zahnreihen bloß. Dadurch zeigen sie ihre Unterwürfigkeit gegenüber dominanten Artgenossen an. Beim Menschen könnte sich das Lächeln als eine Art Mimikry entwickelt haben, bei der dominante Individuen eine solche Unterwerfungsgeste imitieren, um ihrem Gegenüber damit zu signalisieren, dass sie vertrauenswürdig sind.
Bisher war jedoch noch nicht bewiesen, ob das menschliche Lächeln tatsächlich der Kommunikation dient oder ob es nur einen unwillkürlichen Ausdruck der eigenen Gefühle darstellt. Die Max-Planck-Wissenschaftler haben deshalb ein Verhaltensexperiment entwickelt, mit dem sie die Wirkung des Lächelns auf die Kooperationsbereitschaft messen konnten. Schon Darwin diskutierte die Funktion des sogenannten Duchenne-Lächelns, das unbewusst entsteht und als nicht willentlich beeinflussbar gilt. Im Experiment mussten zwei Versuchsteilnehmer zusammenarbeiten, um einen geringen Geldbetrag von vier – oder in einem weiteren Experiment acht – Euro zu erhalten. Der sogenannte Treuhänder stellte sich in einem kurzen Videoclip vor und bat seinen Mitspieler mit vorgegebenem Text, ihm den von den Forschern zur Verfügung gestellten Geldbetrag zu schicken.
Der Sender musste nun anhand des Videos entscheiden, ob er dem Treuhänder vertraute und ihm das Geld überlassen wollte. Entschied sich der Sender dazu dem Treuhänder das Geld zuzusenden, wurde der Betrag für letzteren verdreifacht. Nun konnte der Treuhänder wiederum wählen, ob er dem Sender ein Drittel oder die Hälfte des Gesamtbetrags zurückschickte oder einfach alles – also die maximal 24 Euro – für sich selbst behielt und den Sender leer ausgehen ließ.
Die Wissenschaftler dokumentierten zunächst, wie sowohl die Sender, als auch unbeteiligte Probanden die in dem Videoclip auftretende Person einschätzten. Sie mussten angeben, für wie attraktiv, intelligent und vertrauenswürdig sie die Person in dem Video hielten und ob sie deren Lächeln als authentisch empfanden. Wie sich zeigte, galten die Personen als vertrauenswürdig, deren Lächeln als echt empfunden wurde. Am Lächeln schätzte der Sender die Wahrscheinlichkeit ab, mit der der Treuhänder mit ihm teilen würde.
Und dieses Vertrauen wurde auch belohnt: Denn die Treuhänder mit authentischem Lächeln schickten den Sendern im Schnitt mehr Geld zurück. Ein als authentisch empfundenes Lächeln ist also ein ehrlich gemeintes Signal, das die eigene Kooperationsbereitschaft anzeigt. Es soll in Situationen, in denen es auf Zusammenarbeit ankommt ein berechtigtes Vertrauen schaffen.
Darüber hinaus beobachteten die Forscher, dass die Treuhänder bei Spielen mit einem höheren Einsatz von acht Euro häufiger in einer authentisch empfundenen Art und Weise lächelten. Es scheint demnach leichter zu sein, aufrichtig zu lächeln, wenn ein höherer Gewinn lockt. Da das authentische Lächeln unbewusst zustande kommt und als nicht willentlich beeinflussbar gilt, scheint es Energie zu kosten, die man unbewusst nur aufbringt, wenn es sich lohnt – und man es ehrlich meint. Vielleicht sind begabte Schauspieler in der Lage, bewusst authentisch zu lächeln. Ob in den Experimenten der Forscher oder im richtigen Leben: Lächeln ist ein häufig eingesetztes Signal, das Vertrauen herstellt und unsere Kooperationsbereitschaft fördert.
Max-Planck-Gesellschaft, 6. November 2014
Originalpublikation:
Centorrino, S., et al. Honest signaling in trust interactions: smiles rated as genuine induce trust and signal higher earning opportunities. Evolution and Human Behavior 2014, doi: 10.1016/j.evolhumbehav.2014.08.001