Befreundete Schimpansen vertrauen einander

Schimpansen im Sweetwaters Chimpanzee Sanctuary in Kenia. © E. Herrmann

Schimpansen im Sweetwaters Chimpanzee Sanctuary in Kenia.
© E. Herrmann

Nicht nur bei uns Menschen basiert eine echte Freundschaft auf gegenseitigem Vertrauen. Auch bei befreundeten Schimpansen ist dies der Fall. Demnach haben sich auf Vertrauen basierende Freundschaften im Laufe der Evolution sehr viel früher entwickelt, als bisher angenommen.

Viele intelligente Tiere entwickeln untereinander Freundschaften, wie etwa viele höheren Säugetiere oder manche Vögel. Sie verbringen mehr Zeit miteinander, entspannen sich in der Gegenwart des anderen und arbeiten bei der Futtersuche zusammen. Das ist beispielsweise bei Kolkraben der Fall. Aber auch Kühe fühlen sich anscheinend in der Gegenwart eines Freundes wohler. Dem sollten die Freundschaften zwischen unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen in nichts nachstehen. Auch sie bilden untereinander enge freundschaftliche Beziehungen aus und kooperieren bevorzugt mit ihren Freunden. Jan Engelmann und Esther Herrmann vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie wollten wissen, ob diese Freundschaften auf Vertrauen beruhen.

Dazu beobachteten sie fünf Monate lang eine Gruppe von 15 Schimpansen, die im „Sweetwaters Chimpanzee Sanctuary“ in Kenia leben. Aufgrund ihrer bevorzugten Partner bei der gegenseitigen Fellpflege oder der gemeinsamen Nahrungsaufnahme ordneten die Forscher jedem Schimpansen einen besten „Freund“ und einen „Nicht-Freund“ zu.

Auch bei Freundschaften zwischen Schimpansen spielt Vertrauen eine wichtige Rolle. © E. Herrmann

Auch bei Freundschaften zwischen Schimpansen spielt Vertrauen eine wichtige Rolle.
© E. Herrmann

Dann nahmen die Schimpansen an einer abgewandelten Version des so genannten „Human Trust Games„, einem Vertrauensspiel, teil. In dem Spiel hatten die Schimpansen die Wahl, an einem „Kein Vertrauen“-Seil oder an einem „Vertrauen“-Seil zu ziehen. Wählten sie das „Kein Vertrauen“-Seil, erhielt der am Seil ziehende Schimpanse sofortigen Zugriff auf ein nicht sonderlich beliebtes Nahrungsmittel. Zog er stattdessen am „Vertrauen“-Seil, erhielt sein Gegenüber ein besonders attraktives Futterstück und die Möglichkeit, dem Schimpansen, der am Seil gezogen hatte, etwas Leckeres zurückzuschicken (oder nicht). In anderen Worten: Das „Vertrauen“-Seil stellte ein Win-Win-Potenzial dar, jedoch nur wenn der erste Schimpanse ausreichend darauf vertraute, dass der zweite Schimpanse sein leckeres Häppchen mit ihm teilen würde.

Wie sich zeigte, schenkten die Schimpansen ihren Freunden sehr viel öfter Vertrauen als Tieren, mit denen sie nicht freundschaftlich verbunden waren.

Die Ergebnisse belegen, dass menschliche Freundschaften nicht so einzigartig sind, wie bisher angenommen. „Freundschaften beim Menschen sind keine Anomalie im Tierreich“, sagt Engelmann. „Andere Tiere, wie Schimpansen, gehen mit ausgewählten Individuen enge und langfristige Bindungen ein. Diese Tierfreundschaften weisen wichtige Parallelen zu engen Beziehungen zwischen Menschen auf. Ein gemeinsames Merkmal ist das Vertrauen, das Freunden in wichtigen Situationen gezielt entgegengebracht wird.“

Engelmann und Herrmann wollen, die Ähnlichkeiten zwischen den engen Beziehungen der Menschen und der Schimpansen weiter erforschen. Etwa, ob Schimpansen ihren Freunden eher helfen, als nicht befreundeten Artgenossen.

Max-Planck-Gesellschaft, 14. Januar 2016

Originalpublikation:

Jan Maxim Engelmann und Esther Herrmann. Chimpanzees Trust Their Friends. Current Biology, 14 January 2016, DOI: 10.1016/j.cub.2015.11.037

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