Kehlkopf von Affen doch zum Sprechen geeignet

Javaneraffe.© André Ueberbach. CC BY-SA 2.0 DE. Wikimedia commons.

Javaneraffe.© André Ueberbach. CC BY-SA 2.0 DE. Wikimedia commons.

Bisher gingen man davon aus, dass Affen nicht sprechen können, weil ihnen dafür die anatomischen Voraussetzungen an Kehlkopf, Zunge und Lippen fehlen. Doch nun haben Forscher bei einer eingehenden Untersuchung der stimmbildenden Organe dreier Javaneraffen herausgefunden, dass diese sehr viel flexibler sind, als bisher angenommen. Dass Affen nicht sprechen können, liegt also nicht an ihrer Vokalantomie, sondern, wie die Forscher vermuten, eher an den fehlenden Fähigkeiten im Gehirn der Tiere.

Affen und Menschenaffen können, anders als viele Vogelarten, keine Laute der menschlichen Sprache erlernen. Dagegen gelang es Forschern in den 1970er Jahren einer Schimpansin die Gebärdensprache beizubringen.  Jahrzehntelang glaubte man, den Tieren fehlten zum Sprechen einfach die anatomische Voraussetzungen der stimmbildenen Organe. Sowohl ihr Kehlkopf, als auch ihre Zunge und ihre Lippen wären zum Sprechen einfach nicht geeignet. Doch diese Annahmen beruhten auf Untersuchungen an toten Tieren.

Ein internationales Team um Tecumseh Fitch an der Universität Wien hat nun die Vokalanatomie von Affen buchstäblich durchleuchtet. Die Forscher beobachteten mit Hilfe von Röntgenstrahlen die Veränderungen im Mund und Hals dreier Javaneraffen namens Franco, Patrice, und Emiliano. Die Forscher zeichneten alle ihre Bewegungen auf, während sie Laute äußerten, fraßen oder auch nur ihr Gesicht verzogen. Mit diesen Röntgenaufnahmen erstellten sie ein Computermodell des Vokaltraktes der drei Affen. „Das Modell zeigte, dass es für Affen ein Leichtes wäre, viele verschiedene Sprachlaute zu produzieren, um daraus tausende unterschiedlicher Worte zu formulieren“, erklärt Tecumseh Fitch. Der Kognitionsbiologe und sein Team simulierten sogar, wie diese Sprache der Affen klingen könnte. In der Folge erstellten sie Beispiele dieser künstlichen Affensprache.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass sich eine einfache Form der Sprache zu jedem Zeitpunkt der menschlichen Evolution entwickeln konnte und sich dazu die Vokalanatomie nicht erst ändern musste. Forscher, die herauszufinden versuchen, wann unsere Urahnen zu sprechen begannen sollten sich demnach eher mit der Gehirnentwicklung beschäftigen, bei der Gene wie FOXP2 oder ARHGAP11B eine wichtige Rolle spielen.

Englisch „will you marry me“:
http://medienportal.univie.ac.at/uploads/media/OurMonkeyWYMM.wav

Französisch „Joyeux Noël“:
http://medienportal.univie.ac.at/uploads/media/Monkey_French.wav

Universität Wien, 9. Dezember 2016

Beobachtungen an Schimpansen haben jedoch ergeben, dass in Gefangenschaft gehaltene Tier, die von einer Gruppe in eine andere verlegt wurden den „Dialekt“ ihrer Artgenossen erlernten. Zum anderen haben Untersuchungen an Rhesusaffen gezeigt, dass diese Fehler in der Syntax einer Kunstsprache erkennen können und sie damit Vorläuferfähigkeiten zum Spracherwerb besitzen. Daher denke ich, es würde sich lohnen die Laute von Affen etwas genauer zu analysieren. Vielleicht entdecken Forscher ja eines Tages doch noch, dass die Tiere über eine Art von Sprache verfügen. So brachte etwa ein Forscherteam einer Schimpansin namens Washoe erfolgreich die Gebärdensprache bei. Da Schimpansen besonders geschickt mit ihren Händen sind konnte es sein, dass ihre Kommunikation eher auf Gebärden, denn auf akustischen Lauten beruht, wie das Video über Washoes Erwerb der Zeichensprache am Ende dieses Beitrags nahe legt. (Anmerkung der Redaktion von Scimondo)

Originalpublikation:

W. T. Fitch, B. de Boer, N. Mathur, A. A. Ghazanfar, Monkey vocal tracts are speechready. Sci. Adv. 2, e1600723 (2016). DOI: 10.1126/sciadv.1600723

Kommentare sind geschlossen.