Arzneipflanze des Jahres 2017: Saathafer

Hafer. © public domain. Wikimedia Commons.

Hafer. © public domain. Wikimedia Commons.

Der Saathafer ist die Arzneipflanze des Jahres 2017. Das hat der Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg entschieden. Grund hierfür sind die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des Hafers als Heil- und Nahrungsmittel.

Bei Heilpflanzen denkt man nicht unbedingt an Getreide. Doch der Saathafer (Avena sativa) verfügt gleich über mehrere, ganz unterschiedliche Heilwirkungen. Sein Einsatzspektrum reicht von der Behandlung der Haut über Magen-Darm-Erkrankungen bis hin zur Vorbeugung etwa von Arteriosklerose und Diabetes mellitus Typ 2, erläutert Johannes Gottfried Mayer vom Studienkreis.

Ausgesprochen guter Geschmack gesellt sich zu ungewöhnlichen Nährwerten

Wie Weizen, Roggen und Gerste gehört auch der Saathafer zu den Süßgräsern. Anders als seine Verwandten entwickeln sich seine Körner jedoch nicht in Ähren, sondern in mehrfach verzweigten Rispen. Deshalb ist Hafer weniger ertragreich und schwerer zu ernten. Darüber hinaus sind die Körner von Spelzen umschlossen und müssen durch besondere Mahlgänge entfernt werden.

Haferfeld. © Markus Hagenlocher. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

Haferfeld. © Markus Hagenlocher. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

Doch die Vorteile der Pflanzen überwiegen ihre Nachteile bei weitem: Als anspruchslose Pflanze gedeiht sie auch auf kargen Böden und in besonders regenreichen Regionen. Was Nährwert und Geschmack angeht ist der Hafer laut Mayer den übrigen Getreidearten überlegen.

Grundlage gleich dreier Heilmittel

Das heimische Getreide liefert gleich drei verschiedene Heilmittel: Neben dem Stroh gewinnen laut Studienkreis auch Kraut und Korn zunehmend an Bedeutung.

Das Haferstroh dient als Grundlage für Bäder, die gegen Hautverletzungen und Juckreiz eingesetzt werden.

Zur Nutzung des Krautes wird der Hafer noch vor der Blüte geerntet. Es ist reich an entzündungshemmenden Flavonoiden und immunmodulierenden Saponinen und enthält hohe Mengen der Mineralien Kalium, Kalzium oder Magnesium. Extrakte des Haferkrauts lindern Neurodermitis. Derzeit leiden in den Industrieländern rund 20 Prozent der Kinder und drei Prozent der Erwachsenen unter dieser Krankheit. Für die Therapie von Neurodermitis wurde in den 90er Jahren in Frankreich eine besondere, weiße Hafersorte gezüchtet, die keine allergenen Proteine, wie etwa Gluten, enthalten. Daraus hergestellte Hautpflegemittel wie Cremes, Körpermilch und Badezusätze sollen so für Allergiker besonders gut verträglich sein.

Links grobe Haferflocken und rechts feine. © Florian Schäffer. CC BY-SA 4.0. Wikimedia Commons.

Links grobe Haferflocken und rechts feine. © Florian Schäffer. CC BY-SA 4.0. Wikimedia Commons.

Die Frucht, das Haferkorn, wird als reifes Korn verwertet. Neben einem hohen Gehalt an den Vitaminen B1 und B6 liefert sie auch viele Ballaststoffe. Besonders interessant sind dabei die Beta-Glucane, die etwa die Hälfte des gesamten Ballaststoffgehalts im Hafer ausmachen. Sie wirken positiv auf den Verdauungstrakt und den Stoffwechsel, denn sie senken den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel. Wobei die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit den Effekt auf den Cholesterolspiegel 2011 bestätigt hat.

Interdisziplinärer Studienkreis

Dem Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ gehören Medizinhistoriker, Ärzte, Apotheker und Biologen an. Als „Arzneipflanze des Jahres“ wählt er jeweils Gewächse, die eine interessante Kultur- und Medizingeschichte aufweisen und deren Wirkung in pharmakologischen und klinischen Studien überprüft wurde.

Folgende Pflanzen wurden in den vergangenen Jahren gewählt:

1999: Buchweizen, 2001: Arnika, 2002: Ruscus, der stechende Mäusedorn, 2003: Artischocke, 2004: Pfefferminze, 2005: Arzneikürbis, 2006: Thymian, 2007: Hopfen, 2008: Weiße oder Gemeine Rosskastanie, 2009: Fenchel, 2010: Efeu, 2011: Passionsblume, 2012: Süßholz, 2013: Kapuzinerkresse, 2014: Spitzwegerich, 2015: Johanniskraut, 2016: Echter Kümmel.

Universität Würzburg, 27. Oktober 2016

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