Antikörper gegen Schuppenflechte hemmt auch schützendes Protein

Die gemeine Schuppenflechte, auch Psoriasis vulgaris genannt, ist eine entzündliche Hautkrankheit. © Helmholtz Zentrum München

Die gemeine Schuppenflechte, auch Psoriasis vulgaris genannt, ist eine entzündliche Hautkrankheit. © Helmholtz Zentrum München

Der Antikörper Ustekinumab wird seit 2009 gegen Schuppenflechte eingesetzt. Er hemmt Botenstoffe des Immunsystems, die für die Entzündungsreaktion verantwortlich gemacht werden. Doch wie Forscher nun herausgefunden haben, könnte einer dieser Botenstoffe entgegen den bisherigen Erkenntnissen bei der Bekämpfung der Krankheit hilfreich sein.

Die Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt, ist eine entzündliche Hauterkrankung, bei der stark schuppende, punktförmige bis handtellergroße Hautstellen auftreten. Schätzungsweise sind rund zwei bis drei Prozent aller Europäer davon betroffen.

Verursacht wird die Krankheit durch fehlgeleitete Immunreaktionen. Daher versucht man bei der Therapie die für die Erkrankung verantwortlichen Entzündungsbotenstoffe ‚wegzufangen‘. So richtet sich etwa der Antikörper Ustekinumab gegen die beiden Interleukine (IL) 12 und 23, um deren vermeintlich entzündungsfördernde Wirkung zu unterbinden. Der Antikörper wird gegen Plaque-Psoriasis eingesetzt, wenn eine oberflächliche Therapie nicht erfolgreich war.

„Die Erkenntnisse der letzten zehn Jahre haben gezeigt, dass IL-23 die dominant treibende Kraft der Schuppenflechte ist“, erklärt Stefan Haak vom Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München. „IL-12 allerdings wirkt sich unserer Studie nach positiv auf die von Psoriasis betroffene Haut aus.“

Am Versuchsmodell hatten die Forscher untersucht, welchen Einfluss die einzelnen Botenstoffe IL-12 und IL-23 auf die Zellen der Haut haben. Dabei entdeckten sie, dass IL-12 in den Hautzellen selbst einen Schutzmechanismus aktiviert und darüber hinaus das Einwandern bestimmter Immunzellen unterbindet. Die IL-17 produzierende T-Zellen würden sonst zu einer Entzündung führen. IL-12 hemmt jedoch diese Reaktion.

Burkhard Becher von der Universität Zürich, der ebenfalls federführend an der Studie beteiligt ist, ordnet die Ergebnisse ein: „Unsere Experimente weisen darauf hin, dass IL-12, ganz anders als IL-23, einen durchaus positiven Effekt in der Psoriasis-belasteten Haut hat. Da der Wirkstoff Ustekinumab, der routinemäßig in der Therapie gegen Schuppenflechte angewendet wird, aber sowohl IL-23 als auch IL-12 neutralisiert, sollte eingehend untersucht werden, ob die IL-12 betreffende Wirkung nicht kontraproduktiv ist.“

Die Forscher wollen künftig weiter untersuchen, ob sich IL-12 auch auf andere Krankheitsbilder positiv auswirkt. Seine Rolle und Wirkungsweise sei bisher noch wenig verstanden. Studienleiter Haak: „Neue Daten aus klinischen Studien stützen unsere Hypothese und die spezifische Hemmung der IL-23/IL-17 Achse alleine wäre vermutlich eine zielgerichtetere Alternative.“

Helmholtz Zentrum München, 30. November 2016

Originalpublikation:

Kulig, P. et al. (2016): IL-12 protects from psoriasiform skin inflammation. Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms13466

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