Bei der Untersuchung von rosa gefärbten fossilen Rotalgen machten Forscher eine erstaunliche Entdeckung: Die fossilen Pigmente aus der Jura-Zeit ähnelt einem kürzlich entdeckten Antibiotikum. Mit Hilfe modernster analytischer Methoden konnten Forscher die Struktur des fossilen Farbstoffs aufzuklären.
Für die Forscher war es eine echte Herausforderung aus den fossilen Kalkrotalgen genügend gut erhaltene Pigmente, die sogenannten Borolithochrome, zu isolieren und mit den minimalen Substanzmengen deren Struktur zu analysieren. Anschließend verglichen sie die Frabstoffe der versteinerten Rotalgen aus der Jura-Zeit mit heutigen Naturstoffen. Dabei fanden sie nur eine einzige Substanz mit einer vergleichbaren chemischen Struktur: das gegen multiresistente Krankenhauskeime wirksame Antibiotikum Clostrubin. Beide Substanzen leiten sich von der Aminosäure Isoleucin ab. Das beweist, dass sich diese Naturstoffe über mehr als 150 Millionen Jahren kaum verändert haben und ursprünglich vermutlich von einem Bakterium stammen.
Die Ergebnisse vermitteln einen einzigartigen Einblick in die Vielfalt der Naturstoffe der Urzeit und zeigen, wie wenig sich deren Baupläne im Laufe der Evolution verändert haben. „Niemand hätte erwartet, derart perfekt erhaltene Naturstoffe in den fossilen Überresten eines Organismus aus der Jura-Zeit vorzufinden“, sagt Klaus Wolkenstein von der Universität Göttingen.
Georg-August-Universität Göttingen, 20.10.2015
Originalpublikation:
Klaus Wolkenstein, Han Sun, Heinz Falk, Christian Griesinger (2015): Structure and absolute configuration of Jurassic polyketide-derived spiroborate pigments obtained from microgram quantities. Journal of the American Chemical Society. Doi: 10.1021/jacs.5b08191.