Schmerzmittel für Herzpatienten gefährlicher als gedacht

Menschliches Herz. © Patrick J. Lynch. CC BY 2.5

Menschliches Herz. © Patrick J. Lynch. CC BY 2.5

Viele Schmerzmittel, die zu den NSAIDs gehören haben mehr Nebenwirkungen, als gedacht. Bei Patienten mit Herzerkrankungen ist besondere Vorsicht geboten. Zu diesem Ergebnis kommt eine europaweite Studie, an der zahlreiche Kliniken beteiligt waren. Die Schmerzmittel gehören weltweit zu den meist verkauften Medikamenten.

Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAIDs) werden oft bei mit Schmerzen einhergehenden Erkrankungen, wie Fiebererkrankungen und Entzündungen verschrieben. Doch diese Behandlung ist auch mit Nebenwirkungen, wie Geschwüren und erhöhtem Blutdruck verbunden. Es ist allgemein bekannt, dass NSAIDs neueren Typs das Risiko eines Herzinfarktes erhöhen. Man denke nur an den Vioxx Skandal, bei dem nach und nach herauskam, dass Patienten, die dieses Medikament einnehmen ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Herzinfarkt zu sterben. Einige dieser Cox2-Inhibitoren neueren Typs mussten daraufhin wieder vom Markt genommen werden.

„Inzwischen wissen wir, dass manche NSAIDs älteren Typs, insbesondere Diclofenac, ebenfalls mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko verbunden sind und zwar in gleichem Maße, wie diejenigen, die bereits vom Markt genommen wurden,“ erklärt Morten Schmidt, der die Studie leitete. Und er fügt hinzu: „Das ist sehr bedenklich, da diese Medikamente älteren Typs in den westlichen Ländern weit verbreitet und in vielen Ländern nicht rezeptpflichtig sind.“

jedes Jahr bekommt mehr als 15% der Bevölkerung in den westlichen Ländern NSAIDs verschrieben. Wobei die Menge mit dem Alter zunimmt. In Dänemark besorgen sich sechzig Prozent der Erwachsenen im Lauf von zehn Jahren mindestens ein Rezept für NSAIDs. Dabei machen Herzkranke keine Ausnahme. Frühere Studien hatten ergeben, dass 40% aller dänischen Patienten mit Herzinsuffizienz oder vorangegangenem Herzinfarkt NSAIDs verschrieben bekommen.

Die Studie wurde an 14 europäischen Universitäten und Kliniken, darunter leitende Herzspezialisten, durchgeführt.

Neue Richtlinien entwickelt

Für ihre Studie sammelten die Forscher alle Literatur, die sich mit der Wirkung von NSAIDs bei Herzpatienten beschäftigt. Dank der Studie konnte die European Society of Cardiology (ESC) erstnals Richtlinien für Ärzte formulieren, die sie beim Verschrieben dieser Schmerzmittel berücksichtigen sollten.

„Wenn Ärzte Rezepte für NSAIDs verschreiben, müssen sie für jeden Einzelfall genau prüfen, ob ein Risiko für Herzkomplikationen oder Blutungen besteht. Wenn NSAIDs rezeptfrei verkauft werden, dann sollte dies mit einer entsprechenden Warnung vor den Herz-Risiken geschehen. Generell sollten NSAIDs nicht bei Patienten angewandt werden, die unter Herz-Kreislauf Erkrankungen leiden oder ein hohes Risiko haben, daran zu erkranken,“ sagt ein anderer Autor, Christian Torp-Pedersen, von der Aalborg Universität in Dänemark.

Der Konsum sollte weiter reduziert werden

Dänische Forscher arbeiten bereits seit Jahren erfolgreich auf diesem Gebiet und haben dabei unter anderem dazu beigetragen, dass der Konsum von Diclofenac in Dänemark deutlich gesunken ist. Doch laut Morten Schmidt könnte er noch niedriger sein:

„Viele europäische Länder verbrauchen mehr von diesen Medikamenten, als Dänemark. Aber wir können uns immer noch verbessern. Oft sind Paracetamol, Physiotherapie, milde Opioide oder andere NSAIDs die ein geringeres Risiko für das Herz darstellen besser für die Patienten. Auf alle Fälle gehen die Empfehlungen, die nach unserer Studie eingeführt wurden und die entsprechende Berücksichtigung der Herzrisiken in die richtige Richtung, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten“ erklärt Morten Schmidt.

Universität von Aarhus, Dänemark, 17 März 2016

 

Originalpublikation:
Morten Schmidt, Morten Lamberts, Anne-Marie Schjerning Olsen, Emil Fosbøll, Alexander Niessner, Juan Tamargo, Giuseppe Rosano, Stefan Agewall, Juan Carlos Kaski, Keld Kjeldsen, Basil S. Lewis, Christian Torp-Pedersen. Cardiovascular safety of non-aspirin non-steroidal anti-inflammatory drugs: review and position paper by the working group for Cardiovascular Pharmacotherapy of the European Society of Cardiology. European Heart Journal, 2016; ehv505 DOI: 10.1093/eurheartj/ehv505

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