Wie uns Ballaststoffe vor Asthma schützen könnten

Wir essen immer weniger Obst und Gemüse... © Annayu. CC BY-SA 4.0. Wikimeida Commons.

Wir essen immer weniger Obst und Gemüse… © Annayu. CC BY-SA 4.0. Wikimeida Commons.

Die westliche Ernährungsweise könnte mehr mit der grassierenden Asthma-Epidemie zu tun haben, als bisher vermutet. Denn zumindest bei Mäusen hängt die Entwicklung von Asthma davon ab, wie viele Ballaststoffe sie zu sich nehmen. Darmbakterien fermentieren diese Fasern unter anderem zu speziellen Fettsäuren. Diese gelangen aus dem Darm ins Blut, wo sie die Immunantwort in der Lunge beeinflussen. Das haben Forscher nun beobachtet.

In den westlichen Industrieländern leiden in den letzten fünfzig Jahren immer mehr Menschen unter allergischem Asthma. Im gleichen Zeitraum hat sich auch unsere Ernährungsweise drastisch verändert: Wir verzehren immer weniger frisches Obst, Gemüse und Vollkornprodukte. Statt dessen nehmen wir immer mehr hochraffinierte Industrienahrung und viel Fleisch zu uns. Das könnte ein Grund für die Zunahme an Asthmaerkrankungen sein, wie Forscher nun durch Versuche an Mäusen herausgefunden haben. Demnach könnte das Fehlen von fermentierbaren Fasern in der Nahrung allergische Entzündungsreaktionen in der Lunge begünstigen.

Vollkronbrot. © Fritzs. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

und Vollkronbrot. Mit fatalen Folgen: Unsere Darmflora verkümmert und kann nicht mehr genügend kurzkettige Fettsäuren bilden, die eine überschießende Immunreaktion in der Lunge verhindern könnten. © Fritzs. CC BY-SA 3.0. Wikimedia Commons.

Darmflora beeinflusst auch die Mikroben in der Lunge

Wenn wir genügend Ballaststoffe zu uns nehmen, nimmt die mikrobielle Vielfalt in unserem Darm zu, was uns etwa vor Darmkrebs schützen kann. „Wir zeigen nun erstmals, dass der Einfluss der Darmbakterien viel weiter reicht, nämlich bis zur Lunge“, sagt Marsland vom Universitätsspital Lausanne. Die Forscher fütterten Mäuse entweder mit einer Standarddiät, die vier Prozent oder einer Niedrigfaserkost die nur 0,3 Prozent fermentierbare Fasern enthielt. Die Niedrigfaserkost entspricht in etwa der westlichen Ernährungsweise, die durchschnittlich nur noch rund 0,6 Prozent Ballaststoffe enthält.

Beim Test auf eine allergische Reaktion auf Hausstaubmilben reagierten die  Mäuse mit der Niedrigfaserdiät deutlich stärker und entwickelten weit mehr Schleim in der Lunge, als die Mäuse mit der Standarddiät. Auch der umgekehrte Versuch – der Vergleich von Mäusen auf Standarddiät mit Mäusen, die eine besonders ballaststoffreiche Nahrung erhielten – bestätigte die schützende Wirkung der Nahrungsfasern.

Laut den Forschern geht der Schutzeffekt auf eine mehrstufige Reaktionskette zurück: Die Fasern werden im Darm von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren fermentiert (hauptsächlich Essig-, Propion- und Buttersäure). Diese werden vom Darm aufgenommen und gelangen so ins Blut. Dort beeinflussen sie die Reifung von Immunzellen im Knochenmark. Durch den Hausstaubmilbenextrakt angezogen wandern diese in die Lunge, wo sie für eine gemäßigte Immunreaktion sorgen.

Ein weiteres Argument für Obst und Gemüse

Marsland geht davon aus, dass die Ergebnisse auch auf den Menschen zutreffen. Denn die bei den Mäusen beobachteten Aspekte des Immunsystems unterscheiden sich kaum von denen beim Mensch. Doch noch sind viele Fragen offen. „Wir planen nun klinische Studien, um zu untersuchen, wie sich eine mit fermentierbaren Fasern angereicherte Diät auf Allergien und Entzündungen auswirkt“, sagt Marsland. Wenn sich die Ergebnisse beim Menschen bestätigen gäbe es damit einen weiteren Grund mehr Obst und Gemüse zu essen.

Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung, 6. Januar 2014

Originalpublikation:

Aurélien Trompette, Eva Gollwitzer, Koshika Yadava, Anke K. Sichelstiel, Norbert Sprenger, Catherine Ngom-Bru, Carine G. Blanchard, Tobias M. Junt, Laurent P. Nicod, Nicola L. Harris, Benjamin J. Marsland (2014). Gut microbiota metabolism of dietary fiber influences allergic airway disease and hematopoiesis through GPR41. Nature Medicine. doi: 10.1038/nm.3444

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