Bestimmte Bakterien in der Lunge könnten vor Asthma schützen

Lunge. © Patrick J. Lynch. CC BY 2.5. Wikimedia Commons.

Lunge. © Patrick J. Lynch. CC BY 2.5. Wikimedia Commons.

Ob wir an Asthma erkranken oder nicht, könnte sich bereits in früher Jugend entscheiden. Das legt eine Studie an Mäusen nahe. Den Forschern zufolge trainieren die in der Lunge vorhandenen Mikroben das Immunsystem der Neugeborenen so, dass sie keine allergischen Reaktionen entwickeln.

​Lange galt unsere Lunge als keimfrei. Tatsächlich ist jedoch unser Atemorgan, nicht anders als unser Darm und unsere Haut, von Bakterien besiedelt. Forscher um Benjamin Marsland vom Universitätsspital CHUV in Lausanne konnten zeigen, dass Lungenmikroben Mäuse vor allergischem Asthma schützen.

Die Forscher ließen Mäuse einen Extrakt aus Hausstaubmilben einatmen. Gerade erst geborene Tiere entwickelten danach eine stark allergische Reaktion auf den Extrakt. Nicht so dagegen ältere Mäuse. Den Forschern zufolge sind die Lungen der neugeborener Mäuse noch nicht von Mikroben besiedelt, die das Immunsystem so verändern, dass sie weniger anfällig für allergische Reaktionen sind.

Anpassungsprozess dauert bei Mäusen zwei Wochen

Die Besiedlung mit Mikroben und die darauf folgende Anpassung des Immunsystem der jungen Tiere läuft in den ersten zwei Wochen ab. Wurden die jungen Mäuse jedoch keimfrei gehalten, so blieben die Tiere lebenslänglich anfällig für Asthma und reagierten später auf die Staubmilben-Allergene mit einer überschießenden Immunantworten.

Marsland und sein Team sind bereits dabei zu untersuchen, ob Lungenmikroben auch beim Menschen für gesunde Atemwege sorgen. Ertse Ergebnisse aus Pilotstudien bei Babys in der Schweiz und in Neuseeland legen nahe, dass dies auch beim Menschen der Fall sein könnte. Doch es müssen noch weitere Studien durchgeführt werden, um mögliche Mechanismen beim Menschen zu identifizieren.

Auf der Suche nach dem Zeitfenster bei Menschen

„In der frühen Entwicklung scheint es ein Zeitfenster zu geben, in dem sich entscheidet, ob ein Individuum später im Leben an Asthma erkrankt oder nicht“, sagt Marsland. Bisher haben sich Forscher und Ärzte vor allem mit dem Verlauf der Krankheit und möglichen unmittelbaren Auslösern beschäftigt.“Wahrscheinlich aber müssen wir schon viel früher, bei den Neugeborenen, hinschauen.“

Marsland möchte nun herausfinden, in welchem Zeitraum sich bei Kindern die Faktoren des Immunsystems entwickeln, die darüber entscheiden, ob jemand an Asthma erkrankt. Er hofft, dass die neuen Erkenntnisse dabei helfen können einmal die Entwicklung von Asthma zu verhindern. Etwa, indem schwangere Frauen geraten wird, mehr Früchte und Gemüse zu verzehren. Denn erst vor Kurzem hat Marsland herausgefunden, dass die in diesen Lebensmitteln enthaltene Ballaststoffe durch Veränderung der Darmflora ebenfalls vor allergischem Asthma schützen. Möglicherweise könnte sich dieser Schutz auf die Neugeborenen übertragen.

Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, 15. Mai 2014

 

Originalpublikationen:

Eva Gollwitzer, Sejal Saglani, Aurélien Trompette, Koshika Yadava, Rebekah Sherburn, Kathy McCoy, Laurent Nicod, Clare Lloyd & Benjamin Marsland (2014). Lung microbiota promotes tolerance to allergens in neonates via PD-L1. Nature Medicine online. doi:10.1038/nm.3568

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