Auch Ratten „lachen“ wenn sie gekitzelt werden

Ratten lassen sich ausgesprochen geren kitzeln. © Jason Snyder. CC BY 2.0.

Ratten lassen sich ausgesprochen geren kitzeln. © Jason Snyder. CC BY 2.0.

Seit langem rätseln Forscher warum wir kitzlig sind. Die Kitzligkeit ist von allen Tastempfindungen die merkwürdigste und am wenigsten verstandene. Bereits Aristoteles, Francis Bacon und Charles Darwin beschäftigten sich mit den Fragen, warum Kitzeln uns zum Lachen bringt. Warum wir nur an bestimmten Stellen unseres Körpers kitzlig sind. Und warum man sich nicht selbst kitzeln kann. Forscher haben nun bei Ratten untersucht, was im Gehirn passiert, wenn wir gekitzelt werden und welche Hirnregionen für Kitzligkeit zuständig sind.

Michael Brecht von der Universität Berlin und Shimpei Ishiyama untersuchten gemeinsam die Kitzligkeit bei Ratten. Bereits 1999 fanden Forscher heraus, dass Ratten auch Töne von sich geben, wenn sie gekitzelt werden. Diese Töne sind jedoch für unsere Ohren nicht wahrnehmbar, da sie im Ultraschallbereich liegen. Die Berliner Forscher fanden nun heraus, dass sich Ratten ausgesprochen gerne kitzeln lassen. Dabei gaben die Tiere vergnügte hohe Laute von sich und liefen der kitzelnden Hand immer wieder hinterher. Nach dem Kitzeln sprangen sie vor Freude umher, eine Verhaltensweise, die verschiedene Säugetiere bei besonders positiven Emotionen zeigen.

Oben: Gehirn der Ratte mit somatosensorischem Kortex; Rot: Rumpfregion. Unten links: Kitzeln am Bauch der Ratte. Unten rechts: Hirnaktivität in der Rumpfregion des Somatosensorischem Kortex beim Kitzeln (beige unterlegt) © Ishiyama & Brecht

Oben: Gehirn der Ratte mit
somatosensorischem Kortex;
Rot: Rumpfregion.
Unten links: Kitzeln am Bauch der Ratte.
Unten rechts: Hirnaktivität in der
Rumpfregion des Somatosensorischem
Kortex beim Kitzeln (beige unterlegt)
© Ishiyama & Brecht

Kitzeln ist wichtig für positive Sozialkontakte

Um besser zu verstehen, was bei dieser besonderen Art der Berührung passiert, beobachteten die Forscher was im somatosensorischer Kortex beim Kitzeln passiert. Diese Region des Gehirns verarbeitet die Tastempfindungen. Sie gleicht einer Abbildung des gesamten Körpers in der jeder Körperteil repräsentiert ist. Dabei entdeckten die Forscher in der Rumpfregion Nervenzellen, die stärker auf Kitzeln reagieren, als auf eine normale Berührung. Bereits eine elektrische Reizung dieser Region veranlasste die Tiere zu Freudenrufen. Die „kitzligen“ Zellen sind auch aktiv, wenn Ratten zusammen spielten. Allerdings ist die Reaktion der Tiere von ihrer Stimmung abhängig. Denn bei ängstlichen Tieren ist diese Reaktion unterdrückt. Damit reagieren ähnlich, wie wir Menschen. Nervenzellen in der Hirnrinde spielen demnach bei der Entstehung der Kitzligkeit eine entscheidende Rolle.

„Es sieht so aus, als hätten wir die kitzlige Stelle im Gehirn gefunden. Die Ähnlichkeit von Zellantworten beim Kitzeln und Spielen ist bemerkenswert. Vielleicht dient Kitzeln dazu, Individuen zum gemeinsamen Spielen zu bringen und gewinnt dadurch für das soziale Miteinander an Bedeutung. In diesem Zusammenhang war es entscheidend, den zugrundeliegenden Mechanismus im Gehirn zu verstehen.“ kommentiert Brecht.

Universität Berlin, 10. Nevember 2016

Originalpublikation:

S. Ishiyama & M. Brecht, Neural correlates of ticklishness in the rat somatosensory cortex.. Science 11 Nov 2016: Vol. 354, Issue 6313, pp. 757-760 DOI: 10.1126/science.aah5114

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