Eisbären könnten sich neue Nahrungsquellen erschließen

Eisbär beim Fressen. © public domain.

Eisbär beim Fressen. © public domain.

Wenn das arktische Eis durch den Klimawandel immer weiter zurückweicht könnten Eisbären ihre Ernährung von Robben auf Karibus und Schneegänse umstellen, wie Forscher nun beobachtet haben. Computeranalysen ergaben, dass die Tiere genügend energiereiches Futter an Land finden könnten. Demnach wären die langen Aufenthalt an Land für die Bären weniger entbehrungsreich als bisher angenommen.

Eisbären sind Opportunisten und man seit Beginn der Aufzeichnungen hat man sie dabei beobachtet, wie sie sich von verschiedensten Kombinationen an Futter, das sie an Land fanden, ernährten.“ sagt Rockwell vom American Museum of Natural History, der sich seit 50 Jahren mit dem arktischen Ökosystem der Western Hudson Bay beschäftigt. „Untersuchungen des Kots von Eisbären und direkte Beobachtungen zeigten uns, dass junge Eisbären, Eisbärenfamilien und sogar einige erwachsene Männchen bereits dazu übergegangen sind in der eisfreien Zeit (an Land) Pflanzen und Tiere zu fressen.“

Männliches Karibu. © public domain.

Männliches Karibu. © public domain.

Bisher war man davon ausgegangen, dass die Eisbären möglicherweise bis 2068 verhungern, weil abschmelzendes Meereseis die Bären dann jedes Jahr für 180 Tage von ihren Jagdgründen trennt. Dann wäre die eisfreie Zeit zwei Monate länger als in den 1980er Jahren. Doch diese Vorhersagen beruhen auf der Annahme, dass die Tiere an Land kaum etwas zu fressen finden.

Gormezano und Rockwell berechneten den Energiebedarf der Bären während ihres Landaufenthaltes und ermittelten dann die Kalorien, die Schneegänse, deren Eier und Karibus liefern können. Alles Tiere, die in der Küstennähe der Western Hudson Bay leben. Wie die Forscher heraus fanden liefern diese Nahrungsquellen vermutlich mehr als genug Energie, um die hungrigen Bären satt zu bekommen.

Schneegans. © Adrian Pingstone. public domain.

Schneegans. © Adrian Pingstone. public domain.

Bisher weiß man nicht genau, wie viel Energie die Eisbären einsetzen müssen um ein Karibu zu erlegen. Doch laut Beobachtungen in Manitoba könnten die Bären Karibus mit der gleichen, energiesparenden Technik fangen, die sie auch beim Robbenfang anwenden. Da beide Beutetiereetwa gleich groß sind müssten die Bären nur genauso oft ein Karibu erlegen, wie sie sonst eine Robbe fangen.

„Sollten die Karibuherden weiterhin in Küstennähe der Western Hudson Bay grasen, wenn die Bären von Jahr zu Jahr immer früher an die Küste kommen werden sie sich wahrscheinlich einem wesentlichen Bestandteil der Sommernahrung der Bären entwickeln.“ sagt Rockwell.

Die Eier von Schneegänsen sind eine weitere Nahrungsquelle für die Bären. Und der energetische Aufwand an diese Eier heranzukommen ist extrem gering. Und solange die Schneegänse genügend Futter zur Verfügung haben können sie den Eierraub der Bären auch ohne gravierenden Effekt auf die Gesamtpopulation wettmachen.

Das schnelle Abschmelzen der polaren Eisreserven wird die Bären in Zukunft immer stärker daran hindern, die Robben zu fangen, von denen sie sich gegenwärtig noch ernähren. Doch, wie die Beobachtungen der Bärenpopulation in der Western Hudson Bay zeigt könnten die Tiere diese Herausforderung meistern, indem sie sich neue Nahrungsquellen erschließen.

American Museum of Natural History, 04.09.2014

 

Originalpublikation:

Linda J. Gormezano, Robert F. Rockwell. The Energetic Value of Land-Based Foods in Western Hudson Bay and Their Potential to Alleviate Energy Deficits of Starving Adult Male Polar Bears. PLOS ONE, 2015; 10 (6): e0128520 DOI: 10.1371/journal.pone.0128520

Dokumentation über Eisbären (Englisch)

 

Video von Eisbären, die Gänseeier fressen (Spitzbergen, Kolonie von Weißwangengänsen)

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