Bonobos: Mit Zeigegesten und Pantomime ans Ziel

Soziales Miteinander bei den Bonobos: Die Tiere kommunizieren auch mittels Zeigegesten und Pantomime miteinander. © LuiKotale Bonobo Project/ Zana Clay

Soziales Miteinander bei den Bonobos: Die Tiere kommunizieren auch mittels Zeigegesten und Pantomime miteinander.
© LuiKotale Bonobo Project/ Zana Clay

Fingerzeig und pantomimisches Spiel sind wichtige Bestandteile der menschlichen Kommunikation. Doch bei Tieren ist diese Art der Kommunikation bisher kaum belegt. Doch nun machten zwei Forscherinnen eine interessante Entdeckung: Um Konflikte zu vermeiden, laden Bonobo-Weibchen andere Weibchen mittels Zeigegeste und pantomimischem Hüftschwung zu einem friedensstiftenden Techtelmechtel ein. Diese Beobachtung wirft spannende Fragen zur Evolution der menschlichen Sprache und Kommunikation auf.

Ein wichtiges Merkmal der menschlichen Sprache ist die Fähigkeit, Gestik, Mimik und Lautäußerungen symbolhaft – also stellvertretend für das gesprochene Wort – zu verwenden. Bespiele dafür sind das Zeigen mit dem Finger auf Objekte oder Personen und das pantomimische Spiel, in dem lediglich mithilfe von Mimik und Gestik Gegenstände, Personen oder Vorgänge beschrieben werden. Während diese sogenannte referentielle Kommunikation von Menschen aller Kulturen genutzt wird, gab es dafür bisher kaum Belege bei Tieren.

Douglas und Moscovice vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie beobachteten über mehrere Jahre das Verhalten von Bonobos, einer seltenen Menschenaffenart, rund um die Forschungsstation LuiKotale im kongolesischen Regenwald. Weibliche Bonobos sind dafür bekannt, dass sie Konflikte oft schon im Vorfeld auf friedliche Weise entschärfen. Dabei kommt sexuellen Kontakten eine besondere Rolle zu. Wie die Beobachtungen von Douglas und Moscovice zeigen, unterstreichen Weibchen die Aufforderung zur genitalstimulierenden Umarmung mit einem anderen Weibchen durch Zeigegesten. Dies geschieht vor allem dann, wenn die Wunschpartnerin tatsächlich hinschaut. Führt die erste Aufforderung nicht zum Ziel, wird die Geste wiederholt. Neben dem Fingerzeig unterstreichen die Tiere ihren Wunsch nach körperlicher Nähe durch unmissverständliche Hüftschwünge. Die Zielhandlung wird sozusagen pantomimisch vorweg genommen.

Sowohl das Zeigen als auch die pantomimischen Hüftbewegungen weisen in ihrer Form und Funktion Parallelen zur gestisch-mimischen Kommunikation beim Menschen auf und könnten Vorläufer der referentiellen Kommunikation unserer eigenen Art sein. „Die Entdeckung wirft eine Vielzahl spannender Fragen auf, wie zum Beispiel: Liegen die Wurzeln menschlicher Kommunikation im Spannungsfeld sexueller Beziehungen, also dort wo Gesten und Mimik besonders bedeutsam sind? Ist der Antrieb für komplexere Formen der Kommunikation möglicherweise gar nicht dort zu suchen, wo es um Leben und Tod geht, sondern eher in sozialen Bereichen, wo Nuancen besonders wichtig sind“, fragt Hohmann, Leiter des LuiKotale-Bonobo-Projekts.

Max-Planck-Gesellschaft, 11. September 2015

 

Originalpublikation:

Pamela Heidi Douglas and Liza R. Moscovice. Pointing and pantomime in wild apes? Female bonobos use referential and iconic gestures to request genito-genital rubbing. Scientific Reports; 11 September, 2015 DOI: 10.1038/srep13999

Video von Gottfried Hohmann über die Forschung an den Bonobos:

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