Schädlingsbekämpfung mit Ameisen mindestens genauso effektiv, wie mit Pestiziden

Afrikanische Weberameisen (Oecophylla longinoda) am Nest in Kamerun. ©  Karmesinkoenig. CC BY-SA 2.0 DE

Afrikanische Weberameisen (Oecophylla longinoda) am Nest in Kamerun. © Karmesinkoenig. CC BY-SA 2.0 DE

Schädlinge lassen sich durch Ameisen genauso gut in Schach halten, wie mit Chemikalien, wobei die Ameisen nachhaltiger und wesentlich billiger sind. Zu diesem Schluss kommt ein Ameisenexperte, der in einer Metastudie die Ergebnisse von über 70 Fachartikeln zur Schädlingsbekämpfung mit Ameisen auswertete.

Der steigende Nahrungsbedarf einer rasch wachsenden Weltbevölkerung bei gleichzeitig schwindenden Ressourcen macht die Entwicklung einer nachhaltigen Schädlingsbekämpfung erforderlich. Ökologen haben dafür eine sichere, nachhaltige und günstige Möglichkeit entdeckt. Dazu braucht man nicht etwa einen neuen Wirkstoff oder eine gentechnologische Methode, sondern nur einen in der Natur bereits vorhandenen Organismus: die Ameise.

Seit mehr als 20 Jahren erforscht Joachim Offenberg von der Universität Aarhus das Verhalten von Ameisen. Für seine Untersuchungen wertete er mehr als 70 verschiedene Fachartikel aus. Dabei fand er heraus, dass sich bei vielen verschiedenen Nutzpflanzen, wie etwa beim Anbau von Kakao, Zitruspflanzen, Ölpalmen und Zedern Ameisen genauso effektiv zur Schädlingsbekämpfung einsetzen lassen, wie Chemikalien. Die Studie umfasst mehr als 50 verschiedene Schädlinge von neun unterschiedlichen Nutzpflanzen, die in acht Ländern in Afrika, Südostasien und Australien untersucht wurden.

Qualität und Ertrag wird durch Ameisen gesteigert

Die meisten Fachartikel von Offenberg’s Metastudie beschäftigen sich mit Weberameisen. Sie leben in Bäumen, wo sie runde Nester aus Blättern weben. Die Tiere leben in den Baumkronen ihrer Wirtsbäume, nahe bei den gegen Schädlinge besonders anfälligen Blüten und Früchten. Das macht sie zu idealen Schädlingsbekämpfern in tropischen Plantagen.

Weberameisennest in einem Mangobaum. © Premkudva. CC BY-SA 3.0.

Weberameisennest in einem Mangobaum. © Premkudva. CC BY-SA 3.0.

Dazu müssen die Bauern nur Nester wilder Ameisen sammeln, sie in Plastiktüten an ihre Plantagenbäumen hängen und sie mit Zuckerwasser füttern, während sie ihre neuen Nester bauen. Sobald die Ameisenkolonien sich etabliert haben müssen die Bauern die zu schützenden Bäume nur noch mit freischwebenden „Ameisenbrücken“ versehen, die aus Seilen oder Lianen bestehen können. Das erlaubt den Ameisen sich in der gesamten Plantage auszubreiten. Die Staaten von Oecophylla smaragdina etwa können bis zu hundert Seidenester umfassen in denen zusammen circa 500.000 Tiere auf beispielsweise 21 Bäumen leben können.

Haben die Ameisen erst einmal in der Plantage Fuß gefasst so sind die Tiere recht anspruchslos: Während der Trockenzeit brauchen wie etwas Wasser, das man ihnen durch das Aufhängen von mit Wasser gefüllten Plastikflaschen zur Verfügung stellen kann. Bäumen, die zu anderen Kolonien gehören, sollte man stutzen, damit die Ameisen aus den verschiedenen Kolonien nicht miteinander kämpfen. Und natürlich sollte man keine Insektizide spritzen.

Besonders Cashew- und Mangobäume können außergewöhnlich gut durch Weberameisen vor Schädlingen geschützt werden: Laut einer dreijährigen Studie in Australien war der Ertrag in Cashew-Plantagen, durch die Ameisen patroullierten um 49% höher, als in solchen, die mit Chemikalien behandelt wurden. Da sich die Anwesenheit der Ameisen auch positiv auf die Qualität der Früchte auswirkte lag das Nettoeinkommen mit Ameisen um 71% höher als mit Chemikalien. Ähnlich wirkten sich die Weberameisen auf australische Mangoplantagen aus: Dort wurden zwar durch den Einsatz von Ameisen und Chemikalien vergleichbare Erträge erzielt. Da die Ameisen jedoch deutlich günstiger waren als die Chemikalien und außerdem die Fruchtqualität durch die Ameisen stieg war das Nettoeinkommen für mit Ameisen produzierte Mangos um 73% höher, als durch einen Pestizideinsatz.

„Zwar sind die Ameisen nur in wenigen Fällen den Pestiziden überlegen. Doch, wie viele Studien belegen, sind sie den Pestiziden ebenbürtig. Und natürlich ist die Ameisentechnologie wesentlich günstiger, als der Einsatz von Chemikalien.“ erklärt Offenberg.

Zwar sind Ameisen kein Allheilmittel zur Schädlingsbekämpfung, aber Offenberg ist davon überzeugt, Ameisen ließen sich mit etwas mehr Kenntnissen und Schulungen der Bauern sowohl in der gemäßigten, wie in der tropischen Forst- und Landwirtschaft erfolgreich einsetzen.

Rote Waldameisen mit Beute, einer toten Biene. © Michael Hanselmann. CC BY-SA 3.0.

Rote Waldameisen mit Beute, einer toten Biene. © Michael Hanselmann. CC BY-SA 3.0.

„Weberameisen brauchen eine Baumkrone für ihre Nester. Deshalb lassen sie sich nur in tropischen Plantagen und Wäldern einsetzen. Doch am Boden lebende Ameisen kann man auch für einjährige Nutzpflanzen, wie Mais und Zuckerrohr verwenden. Europäische Waldameisen sind dafür bekannt Schädlinge im Wald in Schach zu halten und man ist gerade dabei sie auf ihre Eignung zur Bekämpfung von Kleinen Frostspannern in Apfelplantagen zu testen. Ameisen könnten sogar dazu eingesetzt werden Pflanzenpathogene zu bekämpfen, denn sie bilden Antibiotika, um Krankheiten in ihren dicht besiedelten Kolonien einzudämmen.“ erklärt Offenberg.

Universität Aarhus, Dänemark, 1. September 2015

 

Originalpublikation:

Offenberg, J. (2015), Ants as tools in sustainable agriculture. Journal of Applied Ecology. doi: 10.1111/1365-2664.12496

Weberameisen beim Nestbau:

 

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